Rückführung in den WertstoffkreislaufMehr Kreislaufwirtschaft durch Rücknahmesysteme

Recycling
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Symbolfoto

Einige Produkte sind aufgrund ihres Materials oder des festen Verbaus verschiedenartiger Materialien nicht direkt recyclingfähig und werden deshalb im Restmüll entsorgt. Dies können spezialisierte Rücknahmesysteme verhindern und damit Rohstoffe erhalten.

Durch die Etablierung von Rücknahmesystemen als Ergänzung zum regulären Abfallmanagement wird die Rückgewinnung der Wertstoffe ermöglicht, welche gegebenenfalls im Rahmen der Abfallentsorgung als „Restmüll“ verbrannt werden würden. Die Wertstoffe fließen im Sinne der gelebten Kreislaufwirtschaft in die Produktion neuer Waren ein. Dadurch kann der Abbau von Primärrohstoffen in der Natur verringert und die Umweltbelastung reduziert werden.

Am Isar Klinikum wurde bereits eine umfassende Abfalltrennung in allen Abteilungen implementiert. Mit 31 verschiedenen Abfallfraktionen geht das Klinikum über die gesetzlichen Anforderungen hinaus.

Neben den getrennt zu haltenden Abfällen gemäß Gewerbeabfallverordnung, wurde das Abfallmanagement durch weitere Recyclinglösungen ergänzt. Dies wirkt sich positiv auf die nachhaltige Ressourcennutzung, gesamtheitliche Wertschöpfungskette und Vermeidung von Rohstoffabbau in der Umwelt aus.

Nachhaltige Wertschöpfungskette

Das Klinikum hat das Ziel, eine nachhaltige Entwicklung in allen Abschnitten der Wertschöpfungskette zu erreichen. Etwa 70 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen einer Klinik entstehen im Bereich der Lieferketten. Beschaffte Produkte durchlaufen die Wertschöpfungskette, welche die Beschaffung, Vorhaltung, medizinische Versorgung und Abfallentsorgung umfasst.

Um eine nachhaltige Ressourcennutzung zu erreichen, ist eine ganzheitliche Betrachtung der Produktwege in der Wertschöpfungskette wesentlich. Das Isar Klinikum übernimmt Verantwortung von der Beschaffung bis hin zur ressourcenbewussten Verwendung und der fachgerechten Entsorgung.

Etwa 70 Prozent der klimaschädlichen Treibhausgasemissionen einer Klinik entstehen im Bereich der Lieferketten.

Beschaffung

In die Beschaffungsstrategie wurden Nachhaltigkeitsaspekte integriert, welche in einem Leitfaden für die Lieferantenauswahl verankert sind. Es wird zum Beispiel auf umweltfreundliche Verpackungsarten, Wiederverwendbarkeit bzw. Recyclingfähigkeit geachtet und Produkte mit Recycling-Anteil werden bevorzugt.

Die Beachtung von Umwelt- und Nachhaltigkeitslabels sowie Zertifizierungen und sozialen Mindeststandards ist bei Lieferanten- und Produktauswahl von großer Bedeutung.

Entsorgung

Das Isar Klinikum hat neben einem interdisziplinären Green-Team mit aktuell 16 Mitgliedern ein spezialisiertes Abfall-Team aufgestellt, welches die Einführung und Optimierung von Entsorgungslösungen umsetzt. Die verschiedenen Maßnahmen, deren Fortschritte und entsprechende Kennzahlen werden in einem jährlichen Abfallbericht festgehalten.

Die Einführung neuer Rücknahmesysteme erfolgt unter Berücksichtigung der gesamten Wertschöpfungskette. Dabei wird darauf geachtet, dass möglichst wenig zusätzliche Transporte entstehen und gleichzeitig die entstehenden Transporte möglichst umweltverträglich erfolgen.

Rücknahmesysteme, die im Isar Klinikum aktuell implementiert sind:

  • Recycling von Kaffeekapseln

  • Recycling von Papierhandtüchern

  • Recycling von Stiften

  • Recycling von Narkosegas

  • Recycling von Herzkatheterspitzen

  • Recycling/Reuse von IT-Hardware

  • Recycling/Reuse von Druckertonern / -trommeln

  • Recycling von Trinkgläsern „Superglas“ aus thermoplastischen Kunststoffen

Neben der reinen Nutzung dieser ergänzenden Rücknahmesysteme versucht das Isar Klinikum, diese teilweise zu verknüpfen und möglichst umweltschonend innerhalb der Klinik umzusetzen.

CO2-Fußabdruck verringern

Folgende Beispiele veranschaulichen dieses Vorgehen:

Recycling von Papierhandtüchern mit dem RightCycle™-Programm von Kimberly-Clark Professional™: Das Recycling von Papierhandtüchern im Rahmen des RightCycle™-Programms ermöglicht es, diese in die Papierfabrik von Kimberly-Clark nach Koblenz zurückzuführen anstatt den Zellstoff im Restmüll zu entsorgen.

Logistisch ist es zunächst wichtig, dass keine Extra-Transporte von München nach Koblenz erfolgen. Dies wird gewährleistet durch die Kooperation mit einem Papierrecycler, der die Papierhandtuch-Abfälle des Isar Klinikums in vorhandene Touren integriert.

1,4 Tonnen Handtücher gesammelt

Die recycelten Fasern werden bei Kimberly-Clark für die Herstellung neuer Produkte verwendet und sparen vor Ort in der Papierproduktion über das Handtuch hinaus weitere Ressourcen ein. So muss beispielsweise im Vergleich zu normalem Altpapier nicht energie- und wasserintensiv entfärbt werden bevor daraus neue Hygienepapiere hergestellt werden können.

Im ersten Jahr konnten im Isar Klinikum bereits 1,4 Tonnen Handtücher gesammelt und rückgeführt werden. Das ist gleichzusetzen mit 29 Bäumen oder 8 479 Rollen Toilettenpapier oder einer Verringerung des CO2-Fußabdrucks in Höhe von 220 Kilogramm.

Innerhalb der Klinik selbst werden die Handtücher in 120 Liter Abfallsäcken gesammelt. Die verwendeten 120-Liter Müllsäcke haben selbst einen Recycling-Anteil von 93 Prozent und stammen aus deutscher Produktion. Die eingesetzten Hochleistungspolymere erlauben eine CO2-Einsparung von 30 Prozent durch weniger Materialeinsatz, Gewicht und Transportaufwand. Die vollen Abfallsäcke werden zu den RightCycle™-Müllcontainern transportiert und dort ausgeleert. [Abb. 1] veranschaulicht den beschriebenen Kreislauf.

Recycling von Papierhandtüchern
Kimberly-Clark Professional
Abb. 1: Recycling von Papierhandtüchern mit dem RightCycle™-Programm von Kimberly-Clark Professional™

Die nun intakten, leeren Plastiksäcke werden nicht weggeworfen, sondern mit einem weiteren Rücknahmesystem verknüpft. Ihr zweites Leben innerhalb des Isar Klinikums erhalten die Müllsäcke, da sie im Rahmen der Sammlung von Nespresso-Kaffeekapseln für den Versand zum Recycling erneut eingesetzt werden.

Damit wird im Isar Klinikum der zweite Schritt aus dem RightCycle™-Programm (siehe [Abb. 2]) mit dem fünften Schritt des Rücknahmesystems von Nespresso verknüpft.

Recycling von Nespresso-Kaffeekapseln
Nespresso Deutschland GmbH
Abb. 2: Recycling von Nespresso-Kaffeekapseln

Ökologische und ökonomische Vorteile

Zunächst bezieht das Isar Klinikum, mit Ausnahme des entkoffeinierten Kaffees, die Bio-Kaffees von Nespresso. Diese werden mit GoGreen Plus von DHL angeliefert. Hier werden aktiv durch Insetting CO2-Emmissionen vermieden.

Die eingesetzten Maschinen besitzen keine Mahlwerke und bieten den Vorteil, dass aufwendige Reinigungen der Mahlwerke und mangels Kaffeesatzes der Auffangbehälter entfallen können. Neben komplett neuen Kaffeemaschinen kommen am Isar Klinikum auch aufbereitete, sogenannte Relove-Maschinen, von Nespresso zum Einsatz, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch Vorteile bieten.

Von der Kaffeekapsel zum Kugelschreiber

Die eingesetzten Nespresso-Kaffeekapseln bestehen bereits zu 80 Prozent aus Recycling-Aluminium. Gesammelt werden die Kapseln neben den Kaffeemaschinen in Behältern von Nespresso, die selbst zu 100 Prozent aus Recycling-Kunststoff bestehen.

Die vollen Behälter werden im Entsorgungshof in die 120 Liter Abfallsäcke aus dem RightCycle™-Programm von Kimberly-Clark entleert. Die verschlossenen Abfallsäcke werden in an der Warenannahme gesammelten, in bereits gebrauchten Kartonagen verpackt und dann von DHL mit GoGreen Plus wieder abgeholt.

Nach dem Recycling werden aus dem Aluminium beispielsweise Fahrräder oder Kugelschreiber gefertigt.

Fazit

Das Isar Klinikum zeigt auf, dass Ökonomie und Ökologie bei der Entsorgung vereinbar sind. Da die Restmüll-Entsorgung besonders kostspielig ist, können durch Rücknahmesysteme die Restmüllmengen reduziert und somit Kosten in diesem Bereich gesenkt werden.

Gleichzeitig erhalten Hersteller bekannte und in der Produktion benötigte Materialqualitäten zurück, was vor Ort wie beim Papierhandtuchrecycling zu erheblichen weiteren Einsparungen bei Energie und Wasser führen kann. Die individuellen Rücknahmekreisläufe der Hersteller können darüber hinaus beim Kunden vor Ort noch nachhaltiger gestaltet werden.

Hierzu müssen klinikinterne Abläufe so angepasst werden, damit Rücknahmesysteme wo möglich verknüpft und bereits vorhandene, noch nutzbare Entsorgungsmaterialien wie alte Kartonagen von den Warenanlieferungen direkt wiederverwendet werden können.

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femak e. V.

Der Fachverband für Einkäufer, Materialwirtschaftler und Logistiker im Krankenhaus e.V., femak, ist der Zusammenschluss von Mitarbeitern/Innen, die in den Bereichen der Versorgung in den Einrichtungen des Gesundheitswesens tätig sind. Dabei verstehen wir den Leitgedanken Wissen vernetzt sowohl als aktive Aufgabe unseres Verbandes, wie auch als Konsequenz, die sich aus dem Zusammenwirken aller Beteiligten ergibt.