
Als Einkäufer*in bist Du im Maschinenraum des Wandels. Ohne Dich gäbe es keine Globalisierung! Also bin ich als kleines Rad für so etwas Großes verantwortlich? Ja! Denn wenn Einkäufer*innen nicht weltweit einkaufen würden, gäbe es keinen globalen Handel. Natürlich würdest du gerne lokal einkaufen, aber wäre das die Lösung? Wäre es eine Lösung, die Produktion viel mehr nach Europa zu verlagern? Auf den ersten Blick vielleicht, aber kaum ein Unternehmen kann sich vorstellen, nicht auf dem asiatischen Markt aktiv zu sein und vielleicht ist ein florierender Welthandel auch ein Baustein für den Weltfrieden, denn wenn alle Länder von den Handelsbeziehungen profitieren, steigt der Anreiz für ein friedliches Miteinander.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Michael Eßig von der Universität der Bundeswehr München untersucht Sana Einkauf & Logistik mögliche Entwicklungen und Strategien im Krankenhaus-Einkauf sowie dessen Besonderheiten in Bezug auf Logistik und Warenströme. Dabei bewerteten 89 Expert*innen die Bedeutung der Thesen und ordneten ihren wahrscheinlichen Eintritt zeitlich ein.
Große Übereinstimmung bei allen Beteiligten: Die Einkaufsorganisation muss in ihren Strukturen und Prozessen verbessert werden. Und - noch wichtiger - die Fähigkeiten und Kompetenzen der Mitarbeitenden müssen auf- und ausgebaut werden. Aus den Freitextantworten geht die Sorge hervor, dass personelle Ressourcen, notwendiges Wissen und entsprechende Fähigkeiten fehlen könnten. Dazu passt auch der Wunsch zu wissen, was kommt: Veränderungen im Beschaffungsmarkt sollen vorausschauend erkannt werden. Keine leichte Aufgabe, denn die Welt verändert sich wahrscheinlich schneller als je zuvor.
Blick auf die wesentlichen Veränderungen der letzten Monate
Dr. Helena Melnikov, Geschäftsführerin des Bundesverand für Materialwirtschaft & Beschaffung (BME) wies im Rahmen ihrer Keynote auf dem Sana Dialog 12. September in Berlin auf drei wesentliche Marktveränderungen hin:
- Grundlegende Veränderungen auf der weltpolitischen Bühne- Verschiebung des Machtgleichgewichts: Die Gruppe der BRICS-Staaten wächst. Am 1. Januar 2024 werden Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate dem Bündnis beitreten. Bisher gehören ihr Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika an. Die BRICS-Gruppe wurde mit dem Ziel gegründet, ein Gegengewicht zu einer vom Westen dominierten Weltordnung zu bilden und vereint Länder mit wachsendem politischem und wirtschaftlichem Gewicht.
- Inflation und steigende Zinsen: Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht im September den Leitzins (= Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte) um 0,25 Prozentpunkte. Ab dem 20. September 2023 beträgt der von der EZB festgelegte Zinssatz für die Hauptrefinanzierungsgeschäfte im Euroraum 4,5 Prozent. Damit liegt der Leitzins so hoch wie zuletzt Anfang der 2000er Jahre. Grund für den erneuten Zinsschritt ist die nur sehr langsam zurückgehende Inflation im Euroraum.
- Krieg in Europa: Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Weltwirtschaft: Steigende Preise für Energie, Nahrungsmittel und Konsumgüter.
Ergänzend entstehen Alternative Währungen: OpenAI-Gründer Sam Altman hat den Worldcoin auf den Markt gebracht. Mit einem Digital-Ausweis könnten sich Nutzer weltweit als Mensch identifizieren – und in Zukunft ein universelles Krypto-Grundeinkommen beziehen.
Dabei schwächelt die Konjunktur in Deutschland
„Um die gesamtwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland ist es nicht gut bestellt. Der Rest der Eurozone hängt die deutsche Wirtschaft immer stärker ab. So war der Abstand des deutschen Einkaufsmanagerindex für die Industrie zum Rest der Eurozone noch nie so groß wie heute. Eine schwere Rezession ist zwar nicht zu erwarten, wohl aber eine längere Phase trägen Wachstums um die Nulllinie“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, dem Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME).
Fazit: Wir wissen nicht, wie sich all diese Entwicklungen auf den Einkauf auswirken werden, aber sicher ist, dass sie Auswirkungen haben werden. Wir werden immer wieder mit gestörten Lieferketten und Lieferausfällen zu tun haben und von Preissteigerungen überrascht werden. Das bedeutet, dass die strategische Lagerhaltung eine viel größere Rolle spielen wird und der Einkäufer vor allem beim Sourcing viel flexibler werden muss. Im Idealfall kennt der Einkäufer frühzeitig Alternativen zu gängigen Produkten und erschließt völlig neue Beschaffungsquellen.
Der Einkäufer muss schneller und agiler als je zuvor am Markt agieren. Er muss sich bewusst sein, dass sein Wissen von heute Morgen schon nichts mehr wert sein kann. Nur wer international vernetzt ist, kann den Einkauf erfolgreich gestalten. Sinnvoll ist es in jedem Fall, dass ihr eure Mitarbeiter ermutigt sich mit den aktuellen Trends auseinanderzusetzen und im Netzwerk gemeinsam darüber nachzudenken, was diese bedeuten und welche strategischen Schritte erforderlich sind.



Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen