
Die Medizintechnik-Branche steht vor großen Herausforderungen, wie der BVMed in seinem Jahresbericht 2021/2022 aufzeigt. Der digitale Wandel, die Transformation der Industrie zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz, die EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR), die aktuell noch viele Forschungs- und Entwicklungskapazitäten bindet, sowie steigende Rohstoff-, Fracht- und Energiepreise halten Hersteller, Händler und Zulieferer in Atem.
Es bräuchte daher „eine enge Zusammenarbeit von Politik und allen Beteiligten im Gesundheitssystem”, schreiben Dr. Meinrad Lugan, BVMed Vorstandsvorsitzender, sowie Dr. Marc-Pierre Möll, BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied. Die MedTech-Branche erzielt einen jährlichen Umsatz von rund 34 Milliarden Euro und beschäftigt circa 235 000 Menschen.
Der BVMed rekapituliert die Herausforderungen im Jahr 2021 und zugehörige Lösungsansätze:
Neue Bundesregierung
Mit der neuen Bundesregierung veränderten sich auch die Rahmenbedingungen für die MedTech-Branche. Im festgezurrten Koalitionsvertrag fänden sich jedoch viele gute Ansätze für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung mit modernen Medizintechnologien. So würde die „High-Medizintechnik Made in Germany" gefördert, die Digitalisierung in Gesundheit und Pflege gestärkt sowie eine bessere Verzahnung der ambulanten und stationären Versorgung durch Hybrid-DRGs gewährleistet werden.
Corona-Pandemie
Im ersten Corona-Krisenjahr 2020 musste ein Teil der MedTech-Unternehmen durch Lockdowns, verschobene Operationen und weniger Arztbesuche Umsatzeinbrüche hinnehmen. Herausforderungen, die auch 2021 noch nicht beiseitegeschoben waren. Der BVMed setzte sich daher für die Fortsetzung der uneingeschränkten Produktion und Lockdown-Ausnahme für Sanitätshäuser ein. Laut eigener Aussage konnten durch den Austausch des Corona-Krisenstabs mit Ministerien und Behörden zu Produktbestand und Vermeidung potenzieller Lieferengpässe Lieferketten gesichert werden.
Umsetzung des Medizinprodukterechts (MDR)
Das seit Mai 2021 geltende Medizinprodukterecht und dessen praktische Umsetzung macht vielen MedTech-Unternehmen zu schaffen. Komplexe Vorgaben der europäischen und nationalen Rechtssetzung müssen in Praxis kommen, was mit einer hohen bürokratischen Belastung und deutlichen Kostensteigerungen bei den mittelständischen Unternehmen einhergeht. Der BVMed bemängelt, dass so MedTech-Innovationen ausgebremst würden, da alle Produkte einen neuen Zertifizierungprozess durchlaufen müssten.
Digitale Medizinprodukte
Im Jahr 2021 drehte sich in der MedTech-Branche viel um die Potenziale von digitalen Medizinprodukten zur besseren Verwendung von Gesundheitsdaten. Der BVMed fordert eine bessere Nutzung vorhandener Gesundheitsdaten und hat 2021 dazu einen neuen Fachbereich „Daten” gegründet. Beim Thema Gesundheit würde der Nutzen einer Datenfreigabe die Risiken weit übersteigen.
Nachhaltigkeit und Klimaschutz
Im Jahresbericht 2021/2022 plädiert der BVMed für eine neue Form der Zusammenarbeit aller Akteurinnen und Akteure im Gesundheitswesen. Nur so könne gewährleistet werden, dass die MedTech-Branche weltweit zum Vorreiter für die Entwicklung einer klimaneutralen Gesundheitswirtschaft wird.
Nachhaltige Krankenhausreformierung
In den Augen der MedTech-Unternehmen Deutschlands braucht es eine nachhaltige Finanzierung der Investitionskosten, qualitätsorientierte Versorgungsprozesse sowie den erleichterten Zugang von Patientinnen und Patienten zu Innovationen in der Medizintechnik ein. So will der BVMed daher Patient*innen mit hochwertigen Medizinprodukten versorgen. Darüber hinaus fordert er die Verstetigung der Investitionsbereitschaft in die Digitalisierung und High-Tech-Medizin.
Weiterentwicklung bestehender Versorgungsstrukturen
Angesichts des demographischen Wandels muss das Gesundheitswesen mit rarem medizinischen Personal eine qualitätsgesicherte Versorgung sicherstellen. Es bräuchte daher ein stärker ambulantes Versorgungssystem. Die Verfügbarkeit und der Zugang zu moderner Medizintechnologie sei hierfür essentiell. Der BVMed setzt sich daher für ein Versorgungskonzept ein, das die vielfältigen Leistungen der an der zunehmend komplexen Versorgung interdisziplinär Beteiligten stärker koordiniert.
Ausführliche Informationen zu den weiteren Forderungen des BVMed können Sie im Jahresbericht 2021/2022 nachlesen: https://www.bvmed.de/de/bvmed/publikationen/jahresberichte/bvmed-jahresbericht-2021-22




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