Schwacher GeschäftsverlaufSartorius' Jahresabschluss 2023 von Nachfrageeinbruch geprägt

Der Umsatz von Sartorius sank 2023 um 16,6 Prozent, u.a. aufgrund von ausbleibender Nachfrage. Bis 2028 soll er jedoch erholen und durchschnittlich über 10 Prozent pro Jahr steigen, so die Unternehmenserwartung.

Gutachten
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Labor- und Pharmazulieferer Sartorius hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Zweimal mussten die Göttinger ihre Prognosen senken, weil der erhoffte Aufschwung nicht kam. Nachdem in der Corona-Zeit ein regelrechter Auftragsregen auf sie niederrieselte, schwächelte die Investitionslaune in wichtigen Abnehmerbranchen dauerhaft. Viele Kunden entschieden sich dazu, erstmal ihre Bestände abzuschmelzen, die sie aus Angst vor Lieferengpässen während der Pandemie vorsorglich aufgefüllt hatten. In den ersten drei Quartalen brach der Auftragseingang bei Sartorius daher um knapp ein Drittel ein. Der auf die Aktionäre entfallende Überschuss sackte sogar um knapp zwei Drittel ab.

„Der Lagerbestandsabbau bei Kunden und weitere Faktoren wie eine sehr schwache Nachfrage in China haben die Geschäftsentwicklung länger und ausgeprägter als ursprünglich prognostiziert beeinflusst. Daher haben wir das abgelaufene Jahr mit rückläufigen Umsätzen abgeschlossen, wobei unsere Profitabilität aufgrund angepasster Kostenbasis weiter auf gesundem Niveau und oberhalb des Standes vor der Pandemie lag." teilte das Unternehmen mit.

Vorsichtiger Aufwind erst gegen Jahresende 2023

Erste Erholungstendenzen beobachtete Sartorius Ende des dritten Quartals vor allem in der Biotech-Sparte, wobei sich dieser Trend nach Unternehmensangaben auch im vierten Quartal fortsetzen sollte. Konzernchef Joachim Kreuzburg rechnete im Oktober gleichwohl nur mit einem zögerlichen Aufschwung: „In den nächsten Quartalen wird sich die Erholung nur langsam durchsetzen.“

Der Lagerbestandsabbau bei Kunden und weitere Faktoren wie eine sehr schwache Nachfrage in China haben die Geschäftsentwicklung länger und ausgeprägter als ursprünglich prognostiziert beeinflusst.

Für 2023 hatte die Führungsetage zuletzt einen Umsatzrückgang von 17 Prozent in Aussicht gestellt. Davon sollen etwas über 28 Prozent als um Sondereffekte bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (bereinigtes EBITDA) hängen bleiben. Im Vorjahr hatte die bereinigte Betriebsmarge noch bei 33,8 Prozent gelegen.

Insgesamt reduzierte sich der Umsatz laut Unternehmensangaben um 16,6 Prozent auf 3 396 Millionen Euro. Darin enthalten ist bereits ein Wachstumsbeitrag aus Akquisitionen von etwa 1,5 Prozentpunkten. Ohne Berücksichtigung des Geschäfts aus der Coronazeit lag der Umsatzrückgang wechselkursbereinigt bei etwa 12 Prozent. Der Auftragseingang reduzierte sich wechselkursbereinigt um 21,5 Prozent auf 3 067 Millionen Euro.

Börsenanalysten bestätigen Ergebnisabschwung

Auch die Analysten am Markt haben sich auf einen deutlichen Umsatz- und Ergebniseinbruch eingestellt. Die Branchenkenner befürchten sogar, dass Sartorius noch einen Tick schlechter abgeschnitten hat als vom Management in Aussicht gestellt.

Laut einer von der Nachrichtenagentur Bloomberg zusammengestellten Befragung rechnen die Experten im Mittel mit einem Umsatz von 3,4 Milliarden Euro, das wären rund 19 Prozent weniger als im Vorjahr. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen dürfte demnach um fast ein Drittel auf 940 Millionen Euro schrumpfen. Die entsprechende Marge dürfte 27,6 Prozent betragen. Und der auf die Aktionäre entfallende Gewinn sollte sich – bereinigt um gewisse Sondereffekte – mit 315 Millionen Euro gar in etwa halbiert haben.

Hoffnungsvoller Ausblick auf 2024/2025

Auch Sartorius selbst rechnet in 2024 wieder mit einer Rückkehr zu profitablem Wachstum. Aufgrund noch nicht vollständig abgeschlossener Lagerbestandsoptimierungen auf Kundenseite erwarte man eine unterjährig schrittweise zunehmende Geschäftsdynamik und ergo ein eher moderates ersten Halbjahr 2024. Beeinflusst werden könnte der Verlauf zudem von zunehmenden geopolitischen Spannungen sowie konjunkturellen Eintrübungen in einigen Regionen.

Sartorius geht von einem Umsatzzuwachs im mittleren bis oberen einstelligen Prozentbereich aus in 2024, wobei der nichtorganische Beitrag etwa 1,5 Prozentpunkte ausmachen dürfte. Hinsichtlich der Profitabilität prognostiziert die Unternehmensleitung einen Anstieg der operativen EBITDA-Marge auf etwas über 30 Prozent gegenüber 2021 (28,3 Prozent).

Auch Börsen-Experten werten die Delle im vergangenen Jahr als vorübergehenden Einbruch. So sollten die Erlöse 2024 laut der Umfrage unter Analysten zumindest wieder etwas anziehen, um dann 2025 mit 4,15 Milliarden Euro in etwa wieder das Niveau aus dem Jahr 2022 zu erreichen. Für 2026 wird dann ein Sprung auf 4,7 Milliarden Euro erwartet. Damit würde Sartorius seinen ursprünglichen Mittelfristzielen jedoch deutlich hinterherhinken, trotz des Rückenwinds in der Corona-Pandemie.

Noch vor rund einem Jahr hatte der Konzern seine Umsatzprognose für die Zeit bis 2025 wegen Preiserhöhungen auf 5,5 Milliarden Euro aufgestockt. Doch spätestens im vergangenen Herbst war nach dem schwachen Geschäftsverlauf von konkreten Zahlen keine Rede mehr.

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