AuszeichnungBME vergibt Awards für Digitalisierung und KI im Einkauf

Rehau überzeugt mit einer KI-gestützten Sourcing Suite, die globale Prozesse standardisiert und optimiert. Oculus digitalisiert den Lieferantenlebenszyklus. Beide Vorreiter-Projekte würdigte der BME bei der Preisverleihung in Berlin.

Lasse Fehl, Ingo Krendelsberger, Helena Melnikov
Hannibal, BME
Den Procurement Excellence Award (Großunternehmen) gewann Rehau Industries. Lasse Fehl (links), Director Global Procurement Services, und Ingo Krendelsberger, Executive Director Group Procurement, nahmen den Preis von Dr. Helena Melnikov, BME-Hauptgeschäftsführerin, entgegen.

Der Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) zeichnet seit 2022 die Exzellenz von Unternehmen auf dem Gebiet des Einkaufs, der Logistik und des Supply Chain Managements mit den BME Business Awards aus. Dabei werden Großunternehmen und KMU separat betrachtet.

Für den Procurement Excellence Award (Großunternehmen) konnten sich Einkaufs-, SCM- und Logistikteams aus Konzernen und Großunternehmen (Industrie, Handel, Dienstleistung) bewerben. Das Sieger-Team ist Procurement-Best-Practice seiner Branche und zeichnet sich als Wegbereiter für zukunftsfähige Lösungen im Einkauf aus.

Rehau standardisiert Einkaufsprozesse

In diesem Jahr erhielt Rehau den BME Procurement Excellence Award (Großunternehmen) für das Projekt „Sourcing Suite mit integrierter Gen AI – simply. works.“ Der Spezialist für polymerbasierte Lösungen hat seine Einkaufsprozesse standardisiert, in einer Sourcing Suite digitalisiert und mithilfe einer generativen Künstlichen Intelligenz (KI) Routineaufgaben automatisiert. 

BME Procurement Excellence Award (Großunternehmen)

Bewerber konnten Projekte einreichen, mit dem das Team die Effizienz von Einkauf, Logistik oder Supply Chain dauerhaft gesteigert und das Unternehmensergebnis deutlich verbessert hat. Außerdem ist dem BME wichtig, dass inhaltlich weitreichende Veränderungen zur Umsetzung neuer Strategie, Strukturen, Systeme, Prozesse oder Verhaltensweisen angestoßen wurden, am besten wurden dafür auch Mitarbeiter einbezogen. Das eingereichte Konzept muss in der Praxis verwirklicht sein und nachhaltig zum Unternehmenserfolg beitragen.

Mithilfe der Digitalisierung und Prozessoptimierung durch KI werden Aufgaben werden automatisiert, Datenanalysen genutzt. Konkret checkt die KI Bestellungen auf Plausibilität und reduziert die Fehlanfälligkeit deutlich. Sie berücksichtigt auch die Vielzahl an externen und internen Regularien im Einkauf. Zudem übernimmt sie Routineaufgaben. Das entlastet Mitarbeiter, die ihre Zeit jetzt wertschöpfend für Fachthemen einsetzen können. 

Ein weiterer Vorteil der KI ist, dass sie den demografischen Wandel abfedert. „Besonders auf dem Land ist es bereits heute schwierig, neues qualifiziertes Personal anzuwerben“. Erklärt Ingo Krendelsberger, Bereichsleiter Einkauf REHAU Industries. Und diese Situation werde sich in den nächsten Jahren mit der Verrentung der „Baby-Boomer“ noch verschärfen.

Im Projekt waren von Anfang an die Einkäufer und später auch die Bedarfsträger informiert und eingebunden. Hierfür wurde ein Kompetenzcenter mit zwei Mitarbeitern aufgebaut, die maßgeblich an der Implementierung beteiligt und für die Kommunikation mit relevanten Stakeholder zuständig waren. Einkäufer und Bedarfsträger konnten selbst entscheiden, wie intensiv der Informationsgrad und die Einbeziehung ins Projekt sein sollte.

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Globale Transparenz

Rehau startete das Projekt in Deutschland, weitet es jetzt jedoch auch weltweit auf mehr als 150 Standorte aus. So steigt einerseits nur die globale Transparenz, andererseits nehmen Effektivitäts- und Effizienzverluste ab, weil das System zu einem einheitlichen Vorgehen zwingt. So werden Fehler schneller gefunden und beseitigt.

Die Systemlösung soll noch weiterentwickelt werden, um offene Punkte zu lösen und neue Funktionalitäten aufzunehmen sowie die Arbeitsschritte zu vereinfachen und die Wertschöpfung der Mitarbeitenden zu steigern. Ziel ist, dass sich die Einkäufer künftig auf komplexe Ausschreibungen konzentrieren können.

Oculus digitalisiert den Lieferantenlebenszyklus

Weiter vergibt der BME den Procurement Excellence Award (KMU) an Einkaufs-, SCM- und Logistikteams aus Konzernen und Großunternehmen (Industrie, Handel, Dienstleistung). Gewonnen hat 2024 der Optikgerätehersteller Oculus für das Projekt „Gesamter Lieferantenlebenszyklus an einem digitalen Ort: Intelligente Spend-Analysen und sofortige Risikobewertungen für einen zukunftssicheren Einkauf auf Knopfdruck“. Das Hauptziel bestand darin, die wichtigsten Einkaufskennzahlen übersichtlich und transparent darzustellen und nach Warengruppen und Lieferanten aufzuschlüsseln.

Diese Informationen sollten als strategische Grundlage für die interaktive Zusammenarbeit mit den Lieferanten dienen. Der gesamte Lebenszyklus der Lieferanten – vom Onboarding und Spend-Analysen über die Kommunikation, Bewertung und Risikobetrachtung bis hin zur Lieferantenentwicklung – wird jetzt über eine einzige Software abgebildet und liegt als digitale und dynamische Akte vor, die für jeden Oculus-Einkäufer frei verfügbar ist. Der Vorteil: die Kriterien für die Lieferantenbewertung können von Oculus selbst festgelegt werden. So gehören dezentrale Systeme der Vergangenheit an uind die Mitarbeitenden werden effizienter eingesetzt.

Daniela Choe und Dr. Helena Melnikov
Hannibal/BME
Dr. Helena Melnikov, BME-Hauptgeschäftsführerin, überreicht Daniela Choe von Oculus Optikgeräte, Expert of Business Excellence, den BME Procurement Excellence Award (KMU).

Sechsstelligen Euro-Betrag eingespart

Das Einkaufsteam hat sich als aktiver Werttreiber im Unternehmen etabliert und einen deutlich höheren Stellenwert erlangt. Auch die Arbeitsweise hat sich grundlegend verändert, denn nun können riesige Datenmengen auf Knopfdruck erfasst und ausgewertet werden. Das geht deutlich über den Status quo eines mittelständischen Unternehmens hinaus. Durch die Neustrukturierung konnte Oculus – nach Abzug der Investitionskosten – einen sechsstelligen Euro-Betrag einsparen.

Wie Projektleiter Sven Weber berichtet, arbeitet das Einkaufsteam schon an neuen Projekten. Derzeit stehen zwei Themen im Fokus: das automatische Einpflegen in die Lieferantenakte von Gesprächsprotokollen mit Lieferanten mittels KI sowie die Auseinandersetzung mit der Kostenanalyse auf Artikelebene.

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