
Das Österreichische Bundesland Niederösterreich (NÖ) umschließt Wien und ist mit knapp 1,6 Millionen Einwohnern eines der flächen- und bevölkerungsreichsten der neun Bundesländer. Die Landeshauptstadt St. Pölten verfügt über ein Universitätsklinikum.
Die Niederösterreichische Landeskliniken-Holding bietet mit ihren Landes- und Universitätskliniken ein breites Angebot von klinischen Dienstleistungen. In den 27 Landes- und Universitätskliniken sind ca. 21 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon rund 3 800 Ärztinnen und Ärzte und rund 10 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der Pflege beschäftigt und sie verfügen über rund 7 600 Betten. Die NÖ Landeskliniken-Holding ist für die Führung, die Errichtung und den Betrieb aller NÖ Kliniken verantwortlich.
Ein professionelles medizinisches und kaufmännisches Management, mit der Geschäftsführung an der Spitze, erarbeitet landesweite Strategien, um die Ziele bestmöglich zu erreichen.Die schnelle und sichere Versorgung von Patientinnen und Patienten stellt im Klinikalltag eine große Herausforderung dar. Verantwortlich dafür ist die Logistik im Krankenhaus. Während sich im sichtbaren Umfeld der Patienten oder der Angehörigen meist nur die primäre gesundheitliche Behandlung zeigt, passieren im Hintergrund die wichtigen Schritte, die für eine effiziente Versorgung notwendig sind.
Vielzahl an logistischen Lösungen im Bereich der Stationsversorgung
Im Bereich der Stationsversorgung gibt es eine Vielzahl an logistischen Lösungen und Möglichkeiten, wie die Kanban-Schrankversorgung oder der Einsatz von Versorgungsassistenten sowie Optimierungspotenzial, zum Beispiel in der Arzneimittelversorgung oder dem Wäscheeinsatz. Derzeit wird der Bedarf an Arzneimitteln oder Verbrauchsgütern noch direkt von den Pflegekräften festgestellt und angefordert. Dadurch geht Zeit für die unmittelbare Versorgung verloren.
Aus diesem Grund gehen die Denkansätze derzeit dahin, dass sämtliche unterstützenden Logistikprozesse auch genau dorthin wandern, wo sie ursprünglich hingehören – in die Logistik. Darüber hinaus sollen hohe Prozesskosten vermieden und die Verweildauer so gering wie möglich gehalten werden. Ein wesentlicher Faktor für die Erreichung dieser Ziele sind die Supportprozesse in einem Krankenhaus. Hier spielt die Krankenhauslogistik die Hauptrolle. Das wurde auch in Niederösterreich erkannt.
Aus diesem Grund wurden 2015 zwei Logistikzentren für die Versorgung von insgesamt zwei der fünf Versorgungsregionen in Betrieb genommen. Ziel war, Prozesse zu vereinheitlichen und die Strukturen zu verschlanken, Einsparungen durch den Zentralisierungseffekt zu erreichen und eine starke Organisation aufzustellen.
Logistikzentrum St. Pölten
Das Logistikzentrum am Universitätsklinikum in St.Pölten bildet die zentrale Drehscheibe für die Versorgung von acht Kliniken. Dazu gehören das Universitätsklinikum St.Pölten und die Landeskliniken Lilienfeld, Melk, Scheibbs, Waidhofen/Ybbs, Mauer; Amstetten und Hollabrunn. Der Versorgungsumfang beträgt insgesamt rund 2 500 Betten. Täglich verlassen über 200 Versorgungscontainer das Logistikzentrum, das insgesamt über 5 000 Lagerartikel verfügt. Jede der angeschlossenen Kliniken wird bis zu dreimal täglich durch eine Spedition beliefert.
Zusätzlich zu den Artikeln aus den Bereichen Materialwirtschaft und Apotheke wird auch das Sterilgut zentral in der entsprechenden Einheit für Medizinprodukte im Logistikzentrum aufbereitet und wieder an die Kliniken verteilt. Diesem Prozess liegen definierte Tourenpläne und Arbeitsabläufe zugrunde, ebenso wie flächendecke digitale Lösungen in der Warenannahme, der Einlagerung, Kommissionierung und Inventur.
Logistische Prozessinnovationen
Durch den Einsatz durchgängiger digitaler Lösungen für die krankenhausinterne Versorgung mit medizinischem und nicht medizinischem Verbrauchsmaterial können Kostensenkungspotenziale gehoben werden, ohne die Versorgungssicherheit zu gefährden. Diese Lösungen tragen maßgeblich dazu bei, dass sich die Transparenz in den Versorgungsprozessen verbessert und Lagerbeständen reduziert werden können. Das wirkt sich positiv aus auf die Kapitalbindung, den Lagerplatzbedarf und das Verfallrisiko.
Die logistischen Anforderungen an das Pflegepersonal verringern sich enorm und werden in ein durchgängiges Logistikkonzept verlagert. Der Nutzen liegt hier in einer geschlossenen und vollkommen digital unterstützten Logistikkette, die von der Warenannahme bis zur Ankunft auf der Station nachvollziehbar ist. Die Anforderungen an die Mitarbeiterqualifikation gehen zurück. Durch die Verlagerung aus dem Pflegebereich in die Logistik werden hier keine hochqualifizierten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mehr benötigt, was ebenfalls Kosten senkt.
Meilensteine
Durch die Inbetriebnahme des Logistikzentrums haben sich die logistischen Prozesse für alle angeschlossenen Kliniken maßgeblich verändert und vereinfacht. Die Kliniken wurden nach einem Aufschaltzeitplan nach und nach an das Logistikzentrum angeschlossen und so schrittweise mit der zentralen Versorgung vertraut gemacht. Im Logistikzentrum selbst wurden viele Prozessvereinfachungen und weitere digitale Lösungen eingeführt, darunter ein so genanntes „Track &Trace“-System für alle Sendungen im Haus.
Im Bereich Arzneimittel existiert seit Februar 2019 die Arzneimittelfälschungsrichtlinie, die sicherstellen soll, dass jedes einzelne Produkt vor der Abgabe an Patienten auf Echtheit geprüft wird. Diese Tätigkeit wird im Logistikzentrum für alle angeschlossenen Klinken übernommen und durch einen digitalen Workflow im Hintergrund so einfach wie möglich gesteuert. Logistik gilt mittlerweile nicht mehr nur als Randbereich. Die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer gut funktionierenden Logistikkette im Hintergrund wird besonders im Krankenhaus immer höher.
Die Krankenhauslogistik wird in den kommenden Jahren vermutlich noch viel digitaler und wahrscheinlich auch automatisierter werden. Die Lieferketten werden noch intensiver überwacht werden können und die mobilen Endgeräte werden nach und nach auch in den Stationsbereichen Einzug halten, damit eine Nachvollziehbarkeit nicht nur bis zur Station, sondern bis zum einzelnen Patienten möglich wird.
In Bereichen, in denen standardisierte Arbeitsabläufe das Tagesgeschäft bilden, wird Robotik in den kommenden Jahren eine immer größere Rolle spielen. In diesen Innovationen liegt hohes Einsparpotenzial begründet – die Aufgabe, Schnittstellen zwischen den einzelnen digitalen Lösungen, zwischen Logistik und Pflege gut darzustellen, wird aber zur Herausforderung werden.




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