ErfahrungsberichtNachhaltigkeit und Abfallmanagement in den Tirol Kliniken

Wir arbeiten für Gesundheit! Dieser Begriff bedeutet für die Tirol Kliniken nicht nur die bestmögliche medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten, sondern gesunde, motivierte Mitarbeitende und eine intakte Umwelt – Nachhaltigkeit auf allen Ebenen.

Abfallaufkommen Tirol Kliniken
Tirol Kliniken GmbH
Prozentuale Darstellung des Abfallaufkommens und Aufteilung der Wertstoffe am Landeskrankenhaus Innsbruck (LKI) (K. Giersig, 2. März 2020)

Als Klimabündnis-Partnerbetrieb haben wir uns entschlossen, bestmöglich zum Erreichen der internationalen Klima- und Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, kurz SDG) beizutragen und damit die Lebensqualität heutiger und künftiger Generationen zu sichern. Mit diesem Vorsatz und der Erkenntnis, dass eine effiziente und nachhaltige Gesundheitsversorgung alle Bereiche eines Unternehmens, vom Einkauf bis zur Entsorgung, von der Sicherstellung eines gesundheitsfördernden Umfeldes bis hin zur hochwertigen Behandlung von Patientinnen und Patienten einschließen muss, haben sich die Tirol Kliniken auf den Weg gemacht, den eigenen ökologischen Fußabdruck Schritt für Schritt zu reduzieren. Mit viel Engagement, unter Einbindung aller relevanten Stakeholder stellen sich die Tirol Kliniken der Herausforderung, als Vorreiter und Vorbild bei der Etablierung eines zukunftsfähigen Gesundheitssystems mitzuwirken. 

Initiative Nachhaltigkeit – Tirol Kliniken „going green“

Mit der offiziellen Beauftragung zur Initiative Nachhaltigkeit durch die Geschäftsführung der Tirol Kliniken wurden im Mai 2020 die bisherigen Erfolge im Bereich des Energiemanagements bestätigt und die vorbereiteten Schritte zur Implementierung eines integrierten Nachhaltigkeitsmanagements, auch in alle anderen Bereiche der Tirol Kliniken, eingeleitet.

Seit Herbst 2019 arbeiten sechs Fachgruppen der ARGE Nachhaltigkeit an vielen kleineren und größeren Projekten, die im Rahmen eines Bottom-up-Ansatzes die Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung der Mitarbeitenden vorantreiben und erste Versuche zum Potential von Ressourceneinsparungen und Umstellungen auf nachhaltigere Produkt- und Prozessvarianten beinhalten. Beispiele hierfür liefern:

  • Die Fachgruppe Gebäude & Energie, die bis zum Jahr 2019 den spezifischen Primärenergiebedarf bereits um 11 Prozent auf rund 180 kWh/m2 Bruttogrundfläche und die spezifischen CO2-Emissonen um rund 17 Prozent auf 25,5 kg/m2 Bruttogrundfläche reduzieren konnte. Fossile Fernwärme wird zunehmend durch eine Wärmepumpenstrategie und Effizienzsteigerungen z.B. durch Wärmerückgewinnung im Lüftungsbereich, zurückgedrängt.
  • Die Fachgruppe Mobilität, die an einer ambitionierten Fahrradstrategie arbeitet, um die circa 1,9 Millionen Liter Treibstoff pro Jahr, die für den Weg der Mitarbeiter von und zur Arbeit verbraucht werden, in gesundheitsfördernde Bewegungsenergie umzuwandeln.
  • Die Fachgruppe Verpflegung, die durch schrittweise Anpassung des Nahrungsmittel-Produktkataloges zusätzliche Nachhaltigkeitskriterien (z. B. Bio-Produkte) in den Einkauf zu implementieren sucht und den Speiseplan verstärkt klimafreundlich und rundum gesundheitsfördernd gestaltet.

Parallel zur Arbeit der Fachgruppen werden jene Voraussetzungen geschaffen, die im Sinne eines Top-down-Ansatzes allgemein Orientierung bieten und Regelungen an die Hand geben, die Transparenz und Sicherheit gewährleisten. So wird aktuell an der Ausarbeitung einer Richtlinie für nachhaltige Beschaffung gearbeitet, die Mindeststandards für den Einkauf vorgeben und dadurch sowohl positive Wirkungen entlang der Lieferketten als auch die generelle Vermeidung von Abfällen durch Ressourceneffizienz unterstützen soll.

Ressourceneffizienz in den Tirol Kliniken

Als Beitrag zum Gesundheitsschutz und zur langfristigen Versorgungssicherheit der Patientinnen und Patienten spielt Ressourceneffizienz für die Tirol Kliniken eine wichtige Rolle. Ressourceneffizienz bedeutet in diesem Zusammenhang, dass neben der Analyse und umsichtigen Auswahl erforderlicher Ressourcen, der bestmögliche Einsatz und der geringstmögliche Überschuss angestrebt werden. Dies betrifft sowohl die eigene Ressourcennutzung als auch die vor- und nachgelagerten Förderungs-, Produktions- und Entsorgungsprozesse im Rahmen der Rohstoff- und Energieversorgung, der Ernährung und Speisenversorgung, des Medikalprodukte- und Arzneimittelbedarfs, des Facility Managements und der Administration sowie der Mobilität und Logistik im Rahmen der ambulanten und stationären Krankenhausversorgung. 

Die unterschiedlichen Vorprodukte, Technologien und Energieträger vereinen dabei gleichermaßen qualitative, ökonomische, soziale und ökologische Gesichtspunkte, die es im Rahmen der Beschaffung, Verwendung und Recycling bzw. Entsorgung von Produkten zu berücksichtigen gilt. Im Kontext einer nachhaltigen Betriebsführung ist es daher von besonderer Bedeutung relevante Nachhaltigkeitsindikatoren wie Schadstoffgehalte, CO2-Emissionen, Recyclingquote oder Abfallaufkommen im Fokus zu behalten. Doch auch, wenn die Zielsetzung nachhaltiger Beschaffung ganz klar in der Förderung einer Kreislaufwirtschaft liegen muss, werden sich Abfälle im Krankenhaus nicht vermeiden lassen. Hier gilt es, durch planvolle Organisation der täglichen Abfalltrennung, des Recyclings und der Abfallentsorgung sowie durch Schulungen der involvierten Mitarbeiter ein nachhaltiges Abfallmanagement sicherzustellen.

Abfallvermeidung geht uns alle an!

Der tägliche Verbrauch von Sachgütern erzeugt allein an der Landesklinik Innsbruck circa 8 000 bis 9 000 kg Abfall, die in circa 60 verschiedene Fraktionen von Altstoffen über Bio-, Siedlungs- und medizinischen Abfall bis hin zu gefährlichen Abfällen getrennt werden. Mittels maßgeschneiderter Trenn- und Erfassungssysteme sowie einem ausgeklügelten Farbleitsystem und klaren Handlungsanweisungen unterstützen und gewährleisten die Mitarbeitenden der Tirol Kliniken die komplexe Abfalltrennung. Eine umfassende Kontrolle durch regelmäßige Begehungen, Dokumentationen und Schulungen der Mitarbeitenden ermöglichen eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Entsorgungssystems. Ein zentrales Abfall- und Gefahrgutmanagement sowie standorteigene Abteilungen und spezifische Abfallwirtschaftskonzepte sichern die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben für Abfalltrennung und -logistik und optimieren die relevanten Nutzungs- und Entsorgungsprozesse. Ferner werden überregionale Abfalltransporte nach Möglichkeit mit der Bahn abgewickelt. 

Beispiel Papierverbrauch

Entgegen geläufiger Auffassung, dass die heutige Welt ohne Papier auskommt, herrscht in der Krankenhausversorgung ein nicht unerheblicher Papierbedarf und -konsum. Indikatoren bzgl. des Papierverbrauchs am Landeskrankenhaus Innsbruck im Jahr 2019 sind: 3029 Tonnen Abfall/Jahr, davon circa 240 000 kg Papier und circa 270 000 kg Karton. Es wurden circa 19,7 Millionen Blatt A4- und 300 000 Blatt A3-Papier/Jahr ausgegeben, mit einem geschätzten Energiebedarf der Papierproduktion von circa 1,1 Millionen kWh und 107 t CO2e-Emissionen, sowie einem möglichen Einsparpotenzial durch Recycling-Standard von 0,7 Millionen kWh und 18 t CO2e-Emissionen. Die Tirol Kliniken sind daher bestrebt, neben einer umsichtigen Digitalisierungsstrategie, auch den Papierverbrauch sukzessive zu reduzieren. Dabei gilt es neben der Einführung verpflichtender Mindeststandards zur Förderung einer ökologisch und sozial nachhaltigen Beschaffung auch bereichsspezifische Programme zur Abfallvermeidung und Nutzersensibilisierung umzusetzen.

Nachhaltiges Wirtschaften

Die Gesundheitsversorgung ist ein Bereich intensiven Ressourcenverbrauches. Dabei treten ökologische, soziale und ökonomische Belange zunehmend in den Fokus, die immer wieder neu im Kontext einer qualitativen Versorgung von Patientinnen und Patienten abgewogen und in ein vernünftiges Verhältnis gebracht werden müssen. Nachhaltigkeit ist dabei kein kurzfristiger Trend, sondern vielmehr eine Denkhaltung, die sowohl die strategische Ausrichtung als auch die operative Bereitstellung, Nutzung und Entsorgung von knappen Ressourcen umfasst. Nachhaltigkeit in der Krankenhausversorgung ist ein langfristiger Prozess, der durch alle Mitarbeitenden, Lieferanten, Partner und sonstigen Stakeholdern getragen und unterstützt werden muss. Das Engagement und die Kreativität eines jeden Einzelnen kann und muss zur Veränderung beitragen und Vorbildwirkung entfalten.

Tirol Kliniken

Die Tirol Kliniken, die mit über 8 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, 2 500 Betten, 115 000 stationären und 1,1 Millionen ambulanten Behandlungen pro Jahr die größte Gesundheitseinrichtung Westösterreichs repräsentieren, bilden das Rückgrat der medizinischen Versorgung im Bundesland Tirol.

Das Krankenhauswesen in Tirol ist gekennzeichnet durch einerseits spezialisierte und universitäre und andererseits flächendeckende und integrierte Versorgung von Patienten. Dabei muss auch auf geographische und saisonale Besonderheiten im Leistungsspektrum, der Schwerpunktlegung und dem Aufkommen von Patientinnen und Patienten Rücksicht genommen werden. Ziel ist es, für die Bevölkerung und die Patientinnen und Patienten aus dem Großraum Tirols eine qualitativ hochwertige medizinisch-pflegerische Betreuung auf Spitzenniveau zu erbringen. Dabei gilt es, unterschiedliche Besonderheiten und Herausforderungen hinsichtlich Qualitäts- und Leistungsniveau, Rettungs- und Versorgungszeiten sowie Ressourcen- und Kosteneffizienz zu meistern. Gleichzeitig ist der Anforderung der Nachhaltigkeit, sowohl der angebotenen Leistungen als auch der dafür eingesetzten Mittel, zum Wohle der Gesundheit heutiger und künftiger Generationen, bestmöglich nachzukommen.

Weitere Informationen zum Thema „Nachhaltigkeit im Krankenhaus“ finden Sie in Klinik Einkauf Ausgabe 1/2021.

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