
Aktuell stehen ressourcen- und energieintensive Bereiche, Funktionen und Aktivitäten im Fokus der Managementbetrachtungen im Krankenhaus. Aufgrund der derzeitigen Energiekrise sowie den damit verbundenen Preissteigerungen für unterschiedliche Energieträger ergeben sich erhebliche Kostensteigerungen, die im Bereich der Wäscheversorgung leicht 30- 40 Prozent ausmachen können. Gleichzeitig sind die Verantwortlichen nur begrenzt in der Lage, durch Einsparungen Kosten zu reduzieren bzw. zu kompensieren. Neben diesen akuten Herausforderungen gilt es, im Bereich der Wäscheversorgung, aufbauend auf einer ressourceneffizienten Textilversorgung an den jeweiligen Einsatzorten (Point-of- Use), insbesondere die Serviceerwartungen gegenüber den Health Professionals sowie den Patienten zu gewährleisten und zu erfüllen.
Traditionelle Autarkie im Krankenhaus
Infolge der historischen Entwicklungen sowie der vorherrschenden Trägerschaften der Krankenhäuser im deutschsprachigen Raum werden diese vielerorts noch durch ausgeprägte Autonomie- bzw. Autarkiebestrebungen bestimmt. Diese Zielsetzungen beziehen sich nicht nur auf Katastrophenfälle und Krisensituationen, sondern in vielerlei Hinsicht auch auf das allgemeine Geschäftsgebaren sowie die grundlegende Organisationsausgestaltung. Insbesondere die primären Geschäftsprozesse sowie zentrale wissensbasierte Unterstützungsdienstleistungen gelten im Krankenhauswesen als eigene Hoheitsfelder und Kernbereiche, die es selbst- und eigenständig zu erbringen und vorzuhalten gilt.
Anforderungskriterien Textil- und Wäscheversorgung
1. Wirtschaftlichkeit, z.B. Betriebskosten, Kapitalbindung
2. Zeit & Raum, z.B. Verfügbarkeit, Bereitstellung
3. Produktqualität, z.B. mechanische bzw. morphologische Eigenschaften
4. Systemintegration, z.B. OP-TextilSet, Bereitstellung am Point-of-Use,
5. Flexibilität, z.B. modularer Einsatz bzw. Auswahl
6. Zuverlässigkeit, z.B. Waschzyklen, Flächengewicht
7. Serviceakzeptanz, z.B. Tragekomfort, Farbveränderung
8. Nachhaltigkeit, z.B. Produktlebenszyklus, Recyclingfähigkeit
Supportprozesse im Krankenhaus
Im Rahmen der Leistungserbringung im Krankenhaus spielen, neben den primären medizinisch-pflegerisch-therapeutischen Gesundheitsdienstleistungen, die unterschiedlichen nicht-medizinischen Unterstützungsleistungen eine zentrale bzw. oftmals systemrelevante Rolle. Hierzu zählen, neben Beschaffung und Logistik, auch Hotelleistungen und Facility Services. Eine besondere Herausforderung bilden hier u.a. Abstimmungs- und Kommunikationsprobleme an den Schnittstellen zwischen den primären Leistungsprozessen und den jeweiligen Unterstützungsprozessen. Diese werden durch die unterschiedlichen Perspektiven und Präferenzen der verschiedenen beteiligten Professionen oder gegebenenfalls externen Dienstleister mitunter noch verstärkt.
Textil- und Wäscheversorgung im Krankenhaus
Ein vergleichsweise einfacher und standardisierbarer Unterstützungsprozess im Krankenhaus ist die Textil- und Wäscheversorgung. Hierbei handelt es sich um die Ver- und Entsorgung von Textilien, Wäsche und Arbeitskleidung im Krankenhaus. Grundsätzlich lässt sich die Textil- und Wäscheversorgung im Krankenhauswesen hinsichtlich Flachwäsche, Berufswäsche, Bettdecken und Kissen sowie Sterilwäsche unterscheiden. Darüber hinaus lassen sich die Wäsche und Arbeitskleidung auch hinsichtlich ihres Verunreinigungsgrades, ihrer Hygieneanforderungen, ihres auftretenden Volumens sowie ihrer personengebundenen bzw. individuellen Zuordnung charakterisieren.
Die Textil- und Wäschelogistik im Krankenhaus lässt sich über einen zwölfstufigen iterativen Kreislauf beschreiben. Dieser erfolgt, ausgehen von einem bestehenden Bedarf an Textilien im Rahmen der Leistungserbringung, über die zunehmend strategische sowie operative Textilversorgungsplanung, die planerische und reale Chargenbildung sowie die Warenlieferung. Weiterführend erfolgen die Lagerung und Bereitstellung der jeweiligen Textilien und Wäschestücke sowie deren Einsatz im Rahmen der Patientenversorgung im Krankenhaus. Anschließend werden die genutzten bzw. verunreinigten Mehrwegtextilien gesammelt, transportiert und sortiert sowie im Weiteren gereinigt und als Reinwäsche wieder sortiert. Der grundlegende Kreislauf der Wäschelogistik schießt mit dem Monitoring und der Administration der Textil- und Wäscheversorgung.

Anforderungen und Verbesserungspotenziale
Hinsichtlich der adaptierten Ausgestaltung und detaillierten Realisierung der Textil- und Wäscheversorgung sowie der damit verbundenen Logistik gilt es, neben der Anwendung unterschiedlicher Gestaltungsansätze und Technologien, in einem ersten Schritt die relevanten Anforderungen sowie resultierenden Verbesserungspotenziale zu identifizieren und zu spezifizieren. Neben der Wirtschaftlichkeit gewinnen diesbezüglich die Zeit- und Raumanforderungen, die Produktqualität sowie die Systemintegration an Bedeutung. Ferner spielen zunehmend auch die Flexibilität, die Zuverlässigkeit, die Serviceakzeptanz sowie die Nachhaltigkeit im Kontext der Textil- und Wäscheversorgung eine zunehmend erfolgskritische Bedeutung (siehe Kasten). In Verbindung mit der logistischen Ausgestaltung ergeben sich aktuell verschiedene Verbesserungspotenziale, die u.a. die aufwendigen Umlade- und Zwischenlagerungsvorgänge oder auch die eindeutige Zuordnung von personen- bzw. funktionsstellengebundenen Textilien betreffen. Ferner gilt es, die Vielfalt bzw. die Standardisierung von Transporteinheiten und -intervallen sowie Lagerorten zu optimieren.
Make or Buy
Die Selbsterbringung bzw. Fremdvergabe im Krankenhaus ist mit vielfältigen Vor- und Nachteilen verknüpft, die es im Rahmen einer hausspezifischen sowie funktionsbezogenen Analyse zu betrachten gilt. Die Eigenleistung besticht in der Regel mit zeitlichen, organisatorischen sowie kulturellen Argumenten (z.B. weniger Zeitaufwand für die Koordination mit Zulieferern, kurzfristige Anpassung an veränderte Situationen). Demgegenüber sprechen insbesondere wirtschaftliche Kriterien (z.B. Kostenreduktion, geringeren Personalaufwand, höhere Liquidität) für eine Fremdvergabe, wobei verstärkt auch organisatorische Aspekte (z.B. Auslagerung von Produktionsrisiken, Qualitätssteigerungen) in den Vordergrund treten. Auch hinsichtlich der logistischen Funktionen und Ausgestaltung ergeben sich entsprechende Chancen sowie Risiken bezüglich Schnittstellengestaltung (z.B. Gefahren- und Verantwortungsübergang), räumlicher Nutzung (z.B. Lagerortgestaltung) sowie Warenkommissionierung (z.B. Ausgabe und Transparenz Berufskleidung).
Digitalisierung und Automation Digitalisierung und Automation gelten aktuell und zukünftig branchenübergreifend als zentrale Stellhebel zur Verbesserung der Leistungserbringung und Ressourcennutzung sowohl von Kern- als auch von Supportprozessen. Dabei ist der verstärkte Technologieeinsatz in der Textil- und Wäscheversorgung im Krankenhaus keine Neuigkeit. Bereits seit Längerem werden, neben Waschautomaten und -straßen sowie Mangel-, Bügel- und Faltmaschinen, auch in der Logistik (z.B. fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF), automatische Warentransportanlagen (AWT), kombinierte Transportzüge bzw. -systeme) ausdifferenzierte Digitalisierungs- und Automationskonzepte verfolgt.
Bestehende Defizite (z.B. Intransparenz, Verluste, Kapitalbindung, Zeitverzögerungen) führen zunehmend auch zu einem verstärkten Einsatz von RFID-Technologien (z.B. UHF-/ HF-Chips [RFID: Radio-Frequency Identification, UHF: Ultra High Frequency]) im Bereich der Textil- und Wäscheversorgung im Krankenhaus. Ziel ist es dabei, zum einen die (Teil-)Automatisierung der Prozesse und Einsatzplanung (z.B. Track&Trace) zu forcieren sowie zum anderen die Disposition von Kapazitäten (z.B. Dienstkleidungsausgabeautomat) und die Inventur der unterschiedlichen Objekte (z.B. Lagerbestände, -orte) zeitnah und transparent zu gestalten. Ferner ergeben sich durch eine erhöhte digitale Reife der Supportprozesse auch eine gesteigerte Versorgungssicherheit (z.B. Einhaltung und Dokumentation von Hygienestandards, infektiöser Wäsche), Versorgungsqualität (z.B. erweiterte Produkt- und Materialvielfalt) sowie Umweltverträglichkeit (z.B. automatisierte Banderolieren von Wäsche, reduzierter Wasser- und Energieverbrauch).
Nachhaltigkeit ist die Zukunft
Unabhängig von Eigenleistung oder Fremdvergabe ergeben sich durch eine Professionalisierung, Digitalisierung sowie Standardisierung der Textil- und Wäscheversorgung im Krankenhaus vielfältige Verbesserungspotenziale (z.B. Flexibilität des Warenbedarfs und -einsatzes, Transparenz über Warenbestände und -qualität, Reduzierung der Fehlwürfe und Verluste). Diese lassen sich insbesondere hinsichtlich dem übergreifenden Ressourceneinsatz (z.B. Textilcontrolling, nachhaltige Ressourceneffizienz, Mehrweg-Anteil, Pool-Wäsche), der Entlastung der Health Professionals von professionsfremden Tätigkeiten (z.B. reduzierte Warte- bzw. Suchzeiten, Versorgungsassistenten) sowie der Verbesserung des Service- und Leistungsspektrums (z.B. Allergikerbekleidung, professionalisierte Hotelleistungen) ausdifferenzieren und heben. Logistische Gestaltungsansätze (z.B. Transparenzschaffung, Prozessoptimierung, Schnittstellenabstimmung) ermöglichen im Rahmen der Textil- und Wäscheversorgung, und darüber hinaus, wettbewerbs- und erfolgsrelevante Mehrwerte (z.B. Wirtschaftlichkeit, Servicequalität, Nachhaltigkeit), die die Sicherstellung der qualitativen Krankenhausversorgung verbessern und gewährleisten.




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