
Der Darmstädter Mischkonzern Merck legt am Donnerstag, dem 14. November, seine Zahlen für das dritte Quartal vor. Branchenexperten rechnen mit einem Umsatz- und Ergebnisanstieg.
Nach einem gut eineinhalb Jahre anhaltenden Durchhänger scheinen die Aussichten für Merck sich wieder zu verbessern. Während auf ein Corona-Boom die Kunden der Laborsparte zunächst weniger bestellten und stattdessen ihre hohen Bestände abbauten, soll es im zweiten Halbjahr dort wieder aufwärtsgehen – so die Erwartungen des Unternehmens. Das zumindest sagte Konzernchefin Belen Garijo unlängst auf einem Kapitalmarkttag von Merck. Dort malte sie die Zukunft der auf Halbleitertechnologien fokussierten Sparte Electronics in noch viel bunteren Farben: Hier setzt Merck auf das Zugpferd KI-Anwendungen und hob die Mittelfristziele für den Bereich an.
Merck hatte 2019 die Sparte mit dem Zukauf des US-Konzerns Versum Materials erstmals auf die Halbleiterindustrie ausgerichtet. Dieser Schritt wird jetzt mit der Übernahme von Unity-SC unterstrichen. Die Franzosen stellen Mess- und Prüfgeräte her, die den Angaben zufolge die Herstellung effizienterer Chips ermöglichen sollen. Im Gegenzug verkaufte Merck zuletzt sein Pigmentgeschäft für 665 Millionen Euro an den chinesischen Hersteller GNMI.
Pharma profitiert von Krebs-Medikamenten
Bereits im zweiten Quartal belebte sich das Geschäft mit Halbleitermaterialien wegen der anziehenden Nachfrage rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) – und Garijo hofft auf weiteren Auftrieb.
Die Pharmasparte profitierte zuletzt vor allem von dem überraschend guten Lauf ihrer Krebs-Medikamente. Nach zwei bedeutenden Studienflops ist die eigene Forschungspipeline der Darmstädter nun aber nahezu blank. Das Krebsmittel Xevinapant und Evobrutinib bei Multipler Sklerose, von denen Merck sich Kassenschlager-Qualitäten erhofft hatte, scheiterten überraschend in weit fortgeschrittenen Tests.
Studienerfolg
Merck will daher verstärkt vielversprechende Mittel anderer Hersteller einlizensieren. Erst gestern vermeldete der Konzern einen Studienerfolg mit dem Krebs-Medikament Pimicotinib, für das sich das Unternehmen im vergangenen Jahr eine Exklusivlizenz des chinesischen Entwicklers Abbisko Therapeutics gesichert hatte.
Für das laufende Jahr hat Merck Ende Juli seine Umsatz- und Gewinnprognosen angehoben. So soll der Erlös bei 20,7 bis 22,1 Milliarden Euro herauskommen, nach 21 Milliarden im Jahr 2023. Für das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) erwarten die Südhessen 5,8 bis 6,4 Milliarden Euro. Hier lag der Vorjahreswert bei 5,9 Milliarden Euro.
Womit die Analysten rechnen
Falko Friedrichs von der Deutschen Bank rechnet für das dritte Quartal mit „soliden Resultaten“ und geht von einer Bestätigung der Jahresziele aus. Das Wachstum bei Merck dürfte wie schon in der jüngsten Vergangenheit aus dem Pharmageschäft sowie aus dem auf Halbleitermaterialien spezialisierten Geschäftsbereich Electronics stammen, glaubt der Experte. Für die Laborsparte erwartet er unterdessen im Quartalsvergleich etwas Auftrieb beim Auftragseingang und dem organischen Wachstum – der Beitrag des Bereichs zum konzernweiten Zuwachs dürfte aber weiter begrenzt bleiben.
Laut einer von Merck selbst in Auftrag gegebenen Umfrage zum dritten Quartal trauen Branchenkenner dem Konzern im Schnitt einen Umsatzanstieg um 3 Prozent auf gut 5,3 Milliarden Euro zu. Das operative Ergebnis wird bei knapp 1,55 Milliarden Euro gesehen, dies wäre ein Anstieg um 7 Prozent. Der bereinigte Gewinn je Aktie dürfte von zuvor 2,07 Euro auf 2,29 Euro geklettert sein.
Unterdessen stieß der Studienerfolg von Pimicotinib auf gute Resonanz bei Analysten. Die Nachricht sei positiv für die Einlizenzierungsstrategie des Konzerns und ein kleiner Pluspunkt vor dem Hintergrund jüngster Misserfolge mit Evobrutinib und Xevinapant, schrieb etwa James Quigley von der US-Investmentbank Goldman Sachs.




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