
Big Data Analytics, also die Verknüpfung und Auswertung diverser Datenquellen wird bis 2030 ebenso in den Krankenhauseinkauf einziehen wie weitgehend automatisierte Prozesse bei der Beschaffung sowie im Monitoring. Doch die digitalisierte Klinik als Zukunftsvision entsteht nicht von heute auf morgen, sondern ist ein Entwicklungsprozess, der nur schrittweise gelingt.
Sieben Bereiche der Digitalisierung im Einkauf
Ausgehend von 12 Anwendungsbereichen zur Digitalisierung des Einkaufs definierte die Unternehmensberatung Inverto sieben Handlungsfelder mit besonderer Bedeutung für den Krankenhauseinkauf. Digitale Tools können Routinetätigkeiten übernehmen, Informationen für Entscheidungen bereitstellen oder Leistungen kontrollieren. Für diese Aktivitäten steht Software verschiedener Anbieter bereits zur Verfügung. Die Herausforderung liegt darin, die geeigneten Systeme für den eigenen Einkauf – und die eigene bereits vorhandene IT-Struktur – auszuwählen. Hierbei können Best-Practice-Beispiele gute Anhaltspunkte geben.
Kooperation und Schulung als Basis für Erfolg
Voraussetzung für den Erfolg eines Digitalisierungsprojektes ist, dass IT und Einkauf bei Planung und Implementierung eng zusammenarbeiten und dass die Mitarbeiter, die mit den Tools arbeiten, exzellent geschult werden. Auch sollte ihnen bereits in der Planungsphase die Sorge genommen werden, dass die Software ihre Arbeitsplätze wegrationalisiert, denn freiwerdende Kapazitäten können für strategische Aufgaben genutzt werden. Je besser jeder einzelne Beteiligte den Nutzen versteht und mit den neuen Prozessen arbeiten kann, desto größer ist der Erfolg für das gesamte Krankenhaus.
Schnittstelle zu Einkaufsgemeinschaften mitdenken
Wird eine Strategie zur Digitalisierung des Einkaufs entwickelt, sollten Schnittstellen zur Anbindung an eine Einkaufsgemeinschaft immer mitgedacht werden. In Deutschland sind über 90 Prozent aller Kliniken an eine Einkaufsgemeinschaft gebunden. Zwar ist es hierzulande zurzeit noch üblich, Mitglied einer einzigen Einkaufsgemeinschaft zu sein, doch das „Alles-oder-Nichts“-Modell ist auf dem Rückzug. Stattdessen werden künftig immer mehr Kliniken mit verschiedenen Gemeinschaften kooperieren. Daher sollte die Integration technisch nicht zu eng gestaltet werden.
Krankenhauseinkäufer wollen die Digitalisierung
Führungskräfte und Mitarbeiter im Krankenhaus-Management stehen der Digitalisierung weitgehend positiv gegenüber, hat eine Studie von Inverto zum Krankenhaus 4.0 ergeben. So sind fast 90 Prozent der Befragten der Meinung, dass der Nutzen der Digitalisierung die Risiken übertrifft. Als Hindernisse monieren fast zwei Drittel, dass das Geld für die Investitionen fehlt. Außerdem mangele es an Kapazitäten in der IT-Abteilung, um neue Systeme zu etablieren oder die vorhandenen auszubauen und zu verknüpfen. Fast 40 Prozent der Befragten sehen Risiken bei der Datensicherheit. Letztlich sind aber auch mangelnde Kapazitäten und Sicherheitsrisiken eine Folge fehlender Mittel.
So überrascht es nicht, dass Dr. Josef Düllings, Präsident des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands, unlängst forderte, die Politik solle Gelder zur Digitalisierung von Kliniken zur Verfügung stellen. Natürlich wäre diese Unterstützung wünschenswert, doch können sich Krankenhäuser nicht darauf verlassen, dass sie kommt. Digitalisierungsprojekte im Einkauf dagegen werden relativ schnell wirksam, so dass die Investitionskosten amortisiert werden und die eingesparten Mittel für weitere Schritte zum digitalisierten Krankenhaus zur Verfügung stehen.
Jan-Christoph Kischkewitz ist Geschäftsführer bei Inverto am Standort Köln. Als Experte für Gesundheit und Pharmazie betreut er namhafte Kunden aus beiden Branchen. Dr. Stefan Benett ist Geschäftsführer bei Inverto am Standort München. Als Experte für Einkaufstransformation entwickelt er zukunftsorientierte Einkaufsstrategien für produzierende Unternehmen sowie den Energie- und Hightech-Sektor.




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