
Personen- und Warenlogistik, Reinigung oder Speisenversorgung – der Mangel an Arbeitskräften erschwert den reibungslosen Ablauf in allen Bereichen. Das Outsourcen an externe Dienstleistungsunternehmen wird dabei wirtschaftlich immer weniger attraktiv, da auch diese den Personalmangel spüren. Robotik kann dort eine entscheidende Unterstützung sein, wo die Technik bereits zuverlässig funktioniert. Mitarbeitende werden somit entlastet und haben mehr Zeit für ihre Patienten.
Doch was wie die Lösung etlicher Probleme klingt, wird von Klinikführungen oft noch mit Skepsis betrachtet. Für viele ist alles, was über den Reinigungsroboter hinausgeht, befremdlich – insbesondere wenn es um den Kontakt mit Patienten geht. Den meisten Anwendern ist häufig gar nicht bewusst, dass ihr Alltag auf kleinerer Ebene bereits durch digitale Helfer beeinflusst wird, die letztendlich nichts anderes tun als Roboter.
Während Alexa oder Siri Fragen beantworten oder den Wunschsong abspielen, sorgt der Reinigungsroboter parallel für ein staubfreies Zuhause. In Bezug auf Kliniken sind außerdem bereits Roboter für bestimmte operative Eingriffe im Einsatz, bei denen es um Präzision, Zuverlässigkeit und eben auch Entlastung geht. Diese Vorteile haben Operations- und Dienstleistungsrobotik demnach gemeinsam.
Einsatzszenarien

Um den Mehrwert besser nachvollziehen zu können, stelle man sich folgende Situation vor: Patienten suchen eine Klinik auf, werden erfasst und anschließend im Wartezimmer platziert. Bevor die Behandlung erfolgen kann, müssen sie dort abgeholt und in den richtigen Raum gebracht werden. Ein Roboter kann in diesem Fall einen Begleitdienst für gehende Personen bieten und dabei in unterschiedlichen Sprachen interagieren, selbstständig Türen öffnen und Aufzug fahren sowie zuverlässig den richtigen Weg finden.
Diese Situation ist ebenfalls auf den Transport von Gegenständen übertragbar und spart dem Klinikpersonal viele zeit- und kraftintensive Logistikkilometer. Transportiert werden können beispielsweise Laborproben, Blutkonserven, Medikamente sowie Artikel des täglichen Pflegebedarfs. Je nach Einsatzgebiet kann die Ware beispielsweise unter Verschluss gehalten werden oder leicht zugänglich sein. Neben der Konfiguration vorgegebener Routen besteht die Möglichkeit, den Roboter über ein Rufknopfsystem zu beordern.
Während der Einsatz von Robotik in der Cafeteria naheliegend ist, besteht zudem die Möglichkeit, Speisen und Getränke auf die Zimmer von Personen zu bringen, die nicht mobil sind. Roboter können hier nicht nur Mitarbeitende in ihren üblichen Tätigkeiten ersetzen, sondern auch das Portfolio erweitern und neue Schwerpunkte festlegen, indem beispielsweise Wahlleistungspatienten erweiterte Dienstleistungen empfangen. Auf der einen Seite kann man hier in Richtung einer stetigen Versorgung mit gezielt bestellten Produkten denken, auf der anderen Seite ist auch das Aufräumen durch den kontinuierlichen Abtransport von Müll oder schmutzigen Gegenständen eine positive Facette.
Einsatz 24 Stunden am Tag
Bei der Verteilung von Speisen und Getränken sowie der Rückführung von Geschirr ist Servicerobotik bereits häufig im Einsatz und eine enorme Entlastung des Servicepersonals. Doch denkt man diesen Vorteil weiter, stellt sich die Frage, warum man ihn nicht auf Bereiche wie Wäsche, Verbandsmaterialien, Inkontinenzartikel oder Ähnliches ausweitet.
Die Marke Giobotics beispielsweise baut entsprechende Module für ihre bestehenden Robotermodelle, mit denen fast alles transportiert werden kann – und das über mehrere Etagen und durch automatisierte Türen. Geschirr wird direkt im Zimmer abgeräumt, wenn der Roboter gerufen wird, und bei der Bettenaufbereitung kann dieser die Schmutzwäsche umgehend an einem zentralen Punkt entsorgen.
Arbeitsprogramme für jede Situation
Auch Reinigungsroboter, die in kleiner Form durch viele Haushalte fahren, müssen erwähnt werden. Sie reinigen nass oder trocken, versorgen sich über Docking-Stationen selbst und sind 24 Stunden am Tag und in der Nacht im Einsatz. Doch ihr Vorteil liegt nicht nur in der Tatsache, dass sie rund um die Uhr arbeiten, rund 800 Quadratmeter in der Stunde schaffen, selbstständig Aufzüge und Türen verwenden sowie ihre Arbeit stets dokumentieren, was essenziell für den Nachweis der Reinigungsintervalle innerhalb von Hygienestandards und Zertifizierungen ist.
Er liegt vor allem darin, dass sie durch programmierte Arbeitsprogramme problemlos allen Anforderungen gerecht werden. Zeitpläne und -intervalle, saisonale Besonderheiten oder räumliche Einsatzgebiete – all das kann jederzeit durch wenige Klicks angepasst werden. Hinzu kommt dann nur noch die händische Kontrolle und Reinigung durch das Klinikpersonal, die jedoch nur einige Minuten täglich in Anspruch nimmt.
Doch denkt man diesen Vorteil weiter, stellt sich die Frage, warum man ihn nicht auf Bereiche wie Wäsche, Verbandsmaterialien, Inkontinenzartikel oder Ähnliches ausweitet.
Und sollte ein Roboter doch einmal ausfallen, kann dieser kurzfristig durch einen Kollegen ersetzt werden, welcher seinen Dienst nach Erhalt der aktuellen Karten, Arbeitsaufträge und Parameter lückenlos und ohne Einarbeitung antreten kann. Folglich können auch in so einem Fall wertvolle Personalressourcen gespart werden.
Anwendung schon geplant
Giobotics gibt an, dass sich die Lösungen im Gesundheitswesen aktuell vorwiegend auf Rehakliniken sowie Alten- und Pflegeheime beschränken, da die Eintrittshürde dort niedriger ist. Während in den meisten Einrichtungen feste Routinen vorherrschen, welche über Roboter abgedeckt werden können, ist die Situation im Krankenhausalltag manchmal etwas schwieriger, da dort häufiger Ad-hoc-Arbeiten anfallen. Betrachtet man die genannten Vorteile jedoch in Summe, verspricht Robotik für die Zukunft eine enorme Entlastung im Klinikalltag. Die Modelle und Einsatzmöglichkeiten sind vielseitig und neben dem Kauf gibt es außerdem Leasingangebote, damit jede Einrichtung das für sie passende Konzept umsetzen kann.

Das Isar Klinikum München beispielsweise plant aktuell den Einsatz von jeweils einem Roboter für die Bereiche Reinigung, Service und Materiallogistik. Verwaltungsleiter Andreas Wolf sagt dazu: „Für uns ist in diesem frühen Stadium wichtig, überhaupt erst einmal Robotik-Erfahrung in unserem Haus zu sammeln.“
Das Projekt Robotik läuft noch als Pilotphase und soll Erkenntnisse darüber bringen, wie gut die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine im Alltag funktioniert. Wie reagieren Mitarbeitende sowie Patienten auf die Roboter? Können komplette Aufgaben an diese abgegeben werden? Welche Anpassungen im Klinikgebäude sind noch notwendig? All diese Fragen werden mit größter Wahrscheinlichkeit in den kommenden Monaten beantwortet werden, sodass in Zukunft fundierte Erfahrungsberichte über den vielversprechenden Einsatz von Robotik im Klinikalltag vorliegen werden.




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