Medizintechnik verliert AttraktivitätBVMed fordert neue Strategie für MedTech in Deutschland

Der Medizintechnik-Standort Deutschland verliert an Attraktivität. Das zeigt die Herbstumfrage des BVMed: Steigende Kosten und Bürokratie bremsen die Branche, Investitionen fließen zunehmend ins Ausland.

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Die MedTech-Branche im Überblick.

Über 210 000 Arbeitsplätze, vielseitige Produkte und Dienstleistungen – und trotzdem verliert der Medizintechnik-Standort Deutschland an Attraktivität. Um nur 1,2 Prozent soll der Umsatz 2024 in Deutschland ansteigen; die Erwartung des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) zeichnen einen dramatischen Rückgang im Vergleich zum Vorjahreswert von 4,8 Prozent. Dennoch bleibt die Branche weiter ein Jobmotor. Das zeigt die aktuelle Herbstumfrage des BVMed im Vorfeld der Medica.

30 Prozent der befragten Unternehmen verringern ihre Investitionen gegenüber dem Vorjahr. Dieser Wert steigt seit Jahren kontinuierlich an. Die Hälfte verlagert Investitionen ins Ausland, davon 16 Prozent in die USA und 13 Prozent ins EU-Ausland. Der Innovationsklima-Index des BVMed bleibt auf einem Tiefpunkt.

Wir brauchen ein klares Bekenntnis der Politik zum Medizintechnik-Standort Deutschland.

Ein Grund für den Attraktivitätsverlust sind die stark steigenden Kosten: hohe Energiepreise sowie überbordende Bürokratie und Regulatorik üben zunehmend Druck auf die Gewinnsituation der Branche und damit die Investitionen am Standort Deutschland aus. Der BVMed-Vorstandsvorsitzende Mark Jalaß forderte von der Bundesregierung eine eigenständige MedTech-Strategie mit ressortübergreifend abgestimmten Maßnahmen.

Das im Koalitionsvertrag enthaltene Versprechen, den MedTech-Standort Deutschland zu stärken, müsse endlich umgesetzt werden. „Wir brauchen ein klares Bekenntnis der Politik zum Medizintechnik-Standort Deutschland“, sagte Jalaß.

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Fünf Punkte für eine bessere MedTech-Strategie

Die Politik soll die Rahmenbedingungen für die industrielle Gesundheitswirtschaft auch im Bereich der Medizintechnik verbessern, so die Forderung der BVMed. So könnten Arbeitsplätze in Deutschland gesichert und neue geschaffen werden. Auch die Resilienz des Gesundheitssystems könne so erhöht werden.

Der BVMed-Vorsitzende nannte fünf Punkte, die beispielhaft unter einer ressortübergreifenden MedTech-Strategie umgesetzt werden müssten:

  1. Die EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) soll sich innerhalb der ersten 100 Tage der neuen Amtszeit verbessern.
  2. Bessere Unterstützung von medizintechnischen Innovationen, zum Beispiel durch klare Fristen bei Bewertungsverfahren von Medizinprodukten.
  3. Erhöhung der Resilienz des deutschen Gesundheitssystems durch die Einrichtung einer digitalen Bestandsplattform versorgungskritischer Medizinprodukte.
  4. Stärkere Berücksichtigung der Finanzierung moderner Medizintechnik bei der Krankenhausreform.
  5. Stärkung der ambulanten Strukturen durch die Bundesregierung, beispielsweise durch eine bessere Einbindung der mehr als 10 000 Pflegefachpersonen der Hilfsmittel-Unternehmen.

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