Vorschlag der KommissionEU will Medikamentenproduktion in Europa ankurbeln

Weniger Arzneimittel aus Asien importieren, das plant die EU-Kommission. Um das europäische Gesundheitswesen zu entlasten, will sie daher u.a. administrative Hürden senken und öffentliche Gelder schneller bereitstellen.

Beschaffung Krankenhaus
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Damit die Menschen in Europa zuverlässig mit teils lebenswichtigen Medikamenten versorgt werden können, sollen in der EU mehr Medikamente hergestellt werden. Die Produktion von Arzneimitteln soll künftig von schnelleren Genehmigungsverfahren profitieren und einfacher mit öffentlichen Geldern unterstützt werden können, teilte die EU-Kommission mit. Bevor die Regeln in Kraft treten können, müssen das Europaparlament und die EU-Staaten dem Vorschlag der EU-Kommission zustimmen.

Dass sich die Produktion in einigen wenigen Ländern konzentriere, trage dazu bei, dass die Mitgliedsstaaten mit einem ernsten Mangel an Medikamenten konfrontiert waren.

„In den vergangenen Jahren waren die Mitgliedstaaten mit einem ernsten Mangel an Medikamenten konfrontiert”, so die Behörde. Betroffen waren etwa Schmerzmittel, Antibiotika oder Fiebersäfte für Kinder. Nach Kommissionsangaben gibt es viele Gründe, warum es in der EU in den vergangenen Jahren Versorgungsprobleme gab. Darunter seien etwa Engpässe bei Wirkstoffen. Aber auch, dass sich die Produktion in einigen wenigen Ländern konzentriere, trage zu den Problemen bei.

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Ulrike Holzgrabe, Pharmazie-Professorin an der Universität Würzburg, sagte, es gebe eine „sehr rigide Umweltgesetzgebung”, die die Herstellung in Europa erschwere. So habe etwa die Chemieindustrie in Deutschland wichtige Herstellungszweige aus Umweltgründen stillgelegt.

Ziel: unabhängiger von Asien werden

Derzeit stammen nach Angaben von EU-Gesundheitsministern 80 bis 90 Prozent der Medikamente in Europa aus Asien, vor allem aus China. Der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und zehn seiner Kollegen aus anderen EU-Staaten hatten jüngst vor gefährlichen Auswirkungen auf Routineeingriffe und eigentlich leicht behandelbare Infektionen gewarnt, sollten im Konfliktfall Lieferketten unterbrochen werden. Sie fordern, Teile der milliardenschweren Aufrüstungspläne für Medikamentensicherheit auszugeben.

Personelle und finanzielle Entlastungen erhofft

Auch medizinisches Personal soll durch das Gesetz entlastet werden können. „Da gibt es Leute, die haben fünfzig Prozent ihrer Arbeitszeit nur noch damit zu tun, zu gucken: Wo kriege ich irgendwas her, wo kriege ich ein Medikament, das vielleicht einsetzbar ist als Alternative?”, sagte der EU-Abgeordnete Peter Liese (CDU). Wenn man die komplette Produktion eines Medikaments nach Europa verlagerte, würde das zwar Geld kosten, so Liese, „aber ich bin überzeugt, dass das Gesundheitssystem unterm Strich Kosten einsparen wird.”

Die Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Overwiening, sprach sich dafür aus, dass Apotheker künftig selbst Alternativen für vergriffene Arzneimittel vorschlagen dürfen. Bislang ist dafür ein Rezept vom Arzt nötig. Patienten müssten mitunter mehrmals zu Arzt und Apotheke, ehe sie ein geeignetes Medikament erhielten.

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