Mehr als nur HandschuheWie Bison Polymers neue Standards setzt

Die Pandemie hat Schwachstellen globaler Lieferketten brutal offengelegt und Klinikeinkäufer vor die Herausforderung gestellt, Qualität und Verfügbarkeit bei hohen Preisen zu sichern. Mitten in dieser Krise entstand die Vision von Bison Polymers.

Handschuh-Produktionsstrecke
Loeffler/Bison Polymers
Teil der Produktionsstrecke.

Im Herzen des Unternehmens steht Konrad Henkel, 30 Jahre alt, Gründer und Initiator. Seine Reise begann 2021, als die Nachfrage nach Handschuhen die nach Masken übertraf und Händler verzweifelt nach Bezugsquellen suchten. Er erkannte schnell, dass die Produktion von Handschuhen – im Gegensatz zu Masken – eine enorme Infrastruktur erfordert: bis zu 100 Meter lange Maschinenstrecken, die nicht einfach in einer Garage aufgebaut werden können. Doch gerade in dieser Komplexität sah er nicht nur eine Marktchance, sondern auch die Möglichkeit für einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Nutzen. „Ein Handschuh ist einfach nicht wegzudiskutieren“, sagt Henkel. Die Sicherheit des medizinischen Personals und der Patienten ist untrennbar mit diesem essenziellen Produkt verbunden.

Wir haben uns nicht davon unterkriegen lassen und gesagt, wir bauen die Maschine selbst. Angefangen haben wir dann mit YouTube- Videos.

Diese Erkenntnis, gepaart mit einer bemerkenswerten Entschlossenheit, führte zu einem mutigen Schritt: Nachdem eine bestellte Maschine aus Asien unbrauchbar war, beschloss das Team um Henkel, eine eigene Konstruktion aufzubauen. „Wir haben uns nicht davon unterkriegen lassen und gesagt, wir bauen die Maschine selbst. Angefangen haben wir dann mit YouTube- Videos“, erzählt Henkel schmunzelnd. „Vielleicht hat dann auch diese jugendliche Unwissenheit, vielleicht auch Naivität dazu beigetragen, dass man den Mut hatte, so etwas zu machen.“ Ende 2022 wurde die erste selbstständig aufgebaute Maschine in Betrieb genommen – Bison Polymers war der erste Betreiber einer Nitrilhandschuhproduktion in Europa. Die Produktionsanlage am Siegener Standort verbraucht dabei rund 66 Prozent weniger Energie als vergleichbare Anlagen in Asien.

Mit dem Einstieg von Investoren und der Erweiterung der Führungsriege durch Hans-Christian Kämpfer und Philipp Makowski wurde das Ganze im September 2024 von einem Prototypen-Stadium auf industrielle Ebene überführt. Heute beschäftigt Bison Polymers rund 42 Mitarbeitende und will bis Jahresende auf 90 anwachsen.

Qualität durch Engineering und Anwenderfokus

Das Herzstück der Kompetenz von Bison Polymers liegt im Maschinen- und Anlagenbau sowie in der Konzeption, Forschung und Entwicklung eigener Produkte. „Wenn wir in Zukunft Maschinen betreiben und diese verbessern wollen, müssen wir wissen, wie jede einzelne Schraube sitzt“, betont Henkel. Dieser technologische Fokus ermöglicht eine tiefe Produktentwicklung, unterstützt durch ein internes Forschungsund Entwicklungslabor mit dem von einem Fraunhofer-Institut entwickelten Roboter, auf den das Team besonders stolz ist.

Wenn wir in Zukunft Maschinen betreiben und diese verbessern wollen, müssen wir wissen, wie jede einzelne Schraube sitzt.

Forschungsroboter
Loeffler/Bison Polymers
Der vom Fraunhofer-Institut entwickelte Forschungsroboter.

Anders als viele asiatische Hersteller, die primär auf Masse produzieren, möchte Bison eine Entwicklung vorantreiben, die von den Bedürfnissen der täglichen Nutzer getriggert wird. Ein entscheidender Impuls kam dabei aus der Familie selbst: „Meine kleine Schwester ist Krankenschwester im Potsdamer Ernst von Bergmann Klinikum und hat oft betont, wie wichtig dieses Thema Handschuhe ist.“

Meine kleine Schwester ist Krankenschwester im Potsdamer Ernst von Bergmann Klinikum und hat oft betont, wie wichtig dieses Thema Handschuhe ist.

Mit einer geplanten Jahreskapazität von rund 1,9 Milliarden Handschuhen bis März 2026 und der Verfünffachung des Maschinenparks hat sich das Team große Ziele gesetzt. Damit aber nicht genug: Das Unternehmen besteht auf ausschließlich europäische Rohstoffe, eine autarke Energie- und Wärmeversorgung per Biomasseverfahren und ein spezielles Leaching-Verfahren, um die Hautverträglichkeit noch zu steigern. Dies führt nicht nur zu einer beeindruckenden CO2- Ersparnis von über 80 Prozent im Vergleich zu asiatischen Produkten, sondern zahlt auch direkt auf die Wirtschaftlichkeit ein. Auch preislich liegen die Nitrilhandschuhe von Bison Polymers auf einem wettbewerbsfähigen Level im Vergleich zum asiatischen Niveau.

Nitrilhandschuhe – Eine starke Alternative

Nitrilhandschuhe sind die primäre latexfreie Alternative zu Latexhandschuhen im medizinischen Bereich. Sie bieten exzellenten Schutz vor Viren und Chemikalien und sind dabei sehr reißfest und durchstichsicher.

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