
Mit der Einführung des Lieferkettenengpassgesetzes hat der Gesetzgeber klare Rahmenbedingungen geschaffen, die darauf abzielen, die Verfügbarkeit von Arzneimitteln zu stabilisieren und zukünftige Engpässe zu vermeiden. Dieses Gesetz fordert von Krankenhausapotheken eine proaktive und vorausschauende Planung, um kritische Arzneimittel vorrätig zu halten. Die Notwendigkeit einer 6-Wochenreserve für bestimmte Medikamente, insbesondere Parenteralia, ist dabei von zentraler Bedeutung, da diese für die intensivmedizinische Versorgung unverzichtbar sind. Die Erfüllung dieser Anforderungen erfordert nicht nur eine präzise Bedarfsprognose, sondern auch eine Optimierung der logistischen Prozesse.
Zusätzlich zu den gesetzlichen Vorgaben hat die aktuelle Krankenhausreform auch die Anforderungen an die Arzneimittelversorgung weiter erhöht. Ziel dieser Reform ist es unter anderem, die Effizienz und Qualität der Patientenversorgung zu steigern, was auch mit einer verbesserten Verfügbarkeit von Arzneimitteln einhergeht. Krankenhausapotheken sind gefordert, ihren Lagerbestand zu erhöhen und gleichzeitig die Effizienz der Logistikprozesse zu gewährleisten.
Die Notwendigkeit, größere Mengen an Arzneimitteln vorzuhalten, führt zu einem signifikanten Flächenmehrbedarf und einer erhöhten Komplexität in der Logistik.
Die begrenzten Lagerkapazitäten in vielen Krankenhausapotheken stehen diesen Anforderungen oft entgegen. Die Notwendigkeit, größere Mengen an Arzneimitteln vorzuhalten, führt zu einem signifikanten Flächenmehrbedarf und einer erhöhten Komplexität in der Logistik. Diese Herausforderung wird zusätzlich durch die derzeitigen globalen Lieferengpässe verschärft, die auf vielfältige Faktoren wie pandemiebedingte Produktionsunterbrechungen und geopolitische Spannungen zurückzuführen sind. Diese Engpässe beeinflussen nicht nur die Verfügbarkeit, sondern auch die Beschaffungskosten von Arzneimitteln.
Aktuelle Herausforderungen der Arzneimittellogistik in Krankenhäusern
Ein wiederkehrendes Problem sind Lieferengpässe bei Arzneimitteln, die die Verfügbarkeit wichtiger Medikamente gefährden. Um diesen Engpässen entgegenzuwirken, ist eine vorausschauende Planung unerlässlich. Flexible Reaktionsmechanismen müssen entwickelt werden, um schnell auf Veränderungen in der Lieferkette reagieren zu können und die Patientenversorgung nicht zu gefährden.

Die gesetzlichen Vorgaben verlangen für bestimmte Arzneimittel Reservemengen, z. B. eine 6-Wochenreserve für Parenteralia. Diese Anforderung gemäß Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) führt dazu, dass Krankenhausapotheken ihre Lagerbestände deutlich erhöhen müssen. In der Praxis führt dies häufig zu einem Platzmangel, da die vorhandenen Lagerkapazitäten nicht ausreichen, um die benötigten Mengen adäquat und in Übereinstimmung mit der Apothekenbetriebsordnung (ApBetrO) zu bevorraten.
Viele der häufig in Bestandsgebäuden ohne Erweiterungsoptionen verorteten Krankenhausapotheken sind mit begrenzten Lagerkapazitäten konfrontiert, was neue Strategien zur Deckung des Lagerbedarfs erforderlich macht. Besonders voluminöse Produkte wie Infusionslösungen, Ernährungslösungen und Dialysate benötigen überproportional viel Lagerfläche und führen durch ihr Gewicht zu hohem Handling-Aufwand. Moderne Lagertechnologien wie Hochregallager, Kompaktlagersysteme oder automatisierte Kommissionierungssysteme können hier Abhilfe schaffen, erfordern jedoch erhebliche Investitionen.
Die Vielfalt der Arzneimittel mit einer deutlich höheren Artikelanzahl als bei den medizinischen Verbrauchsmaterialien führt zudem zu einer erhöhten Komplexität in der Lagerhaltung. Um die Effizienz der Logistik zu steigern und die Kommissionierung zu vereinfachen, wäre daher eine Harmonisierung der Artikel sowie eine Standardisierung der Prozesse notwendig. Diese Vielfalt resultiert jedoch oft auch aus den Lieferengpässen, da Ersatzartikel beschafft werden müssen. Eine reibungslose und effektive Arzneimittelversorgung in den Krankenhausapotheken kann also nur gewährleistet werden, wenn Artikelharmonisierung und Vorratshaltung in einem ausgewogenen Verhältnis stehen.
Logistische und prozessuale Ansätze zur Lösung dieser Herausforderungen
Um den Herausforderungen in der Apothekenlogistik von Krankenhausapotheken wirksam zu begegnen, sind mehrere strategische Ansätze erforderlich, die sowohl technologische Innovationen als auch organisatorische Veränderungen umfassen:
Die signifikante Steigerung der Raumnutzungseffizienz durch vertikale Lagersysteme ist in der Praxis deutlich messbar.
Optimierung der Lagerflächen: Zunächst ist eine Optimierung der Lagerflächen entscheidend. Eine detaillierte Analyse des Lagerbestands und der Anforderungsfrequenzen der Kostenstellen ermöglicht die Identifikation von Überbeständen und die effiziente Nutzung des verfügbaren Raums. Der Einsatz von vertikalen Regalsystemen und modernen Lagerverwaltungssystemen (LVS) ermöglicht eine präzisere Bestandsverfolgung und verbessert die Zugänglichkeit der Arzneimittel. Die signifikante Steigerung der Raumnutzungseffizienz durch vertikale Lagersysteme ist in der Praxis deutlich messbar. Dabei wäre insbesondere die Reduzierung der Laufwege für das Fachpersonal zu nennen, welche direkt zur Prozessoptimierung beiträgt. Moderne Lagerverwaltungssysteme ermöglichen zudem eine Echtzeitüberwachung der Bestände, was die Reaktionsfähigkeit bei Engpässen verbessert und gleichzeitig den administrativen Aufwand reduziert.
Automatisierung der Logistikprozesse: Die Implementierung automatisierter Lagersysteme und robotergestützter Kommissionierung kann die Effizienz der logistischen Abläufe signifikant steigern. Die Kommissionierleistung moderner Systeme übertrifft manuelle Prozesse um ein Vielfaches, während gleichzeitig Personalressourcen für pharmazeutische Kernaufgaben freigesetzt werden.
Trends in der Arzneimittellogistik
Die Digitalisierung und Automatisierung der Logistikprozesse werden weiter voranschreiten.
Robotergestützte Kommissionierung, elektronische Bestellsysteme und digitale Bestandsüberwachung werden zum Standard werden.
Es entstehen zunehmend Kooperationen zwischen Krankenhausapotheken, die durch gemeinsame Bevorratung und gegenseitige Unterstützung Synergien schaffen und die Versorgungssicherheit erhöhen.
Vorausschauende Bedarfsplanung: Durch den Einsatz von Datenanalysetools zur Auswertung historischer Verbrauchsdaten können Krankenhausapotheken präzise Bedarfsprognosen erstellen. Eine enge Zusammenarbeit mit Lieferanten und eine regelmäßige Kommunikation über Verfügbarkeiten helfen, kritische Arzneimittel rechtzeitig zu beschaffen und Engpässen vorzubeugen. Die Vorhersagegenauigkeit moderner Prognosemodelle ermöglicht beispielsweise eine Reduktion von Notfallbestellungen und verbessert die Planbarkeit der Apothekenlogistik.
Kompaktlagersysteme bieten durch die Minimierung von Bediengängen eine platzsparende Lösung mit hohem Volumennutzungsgrad.
Flexible Beschaffungsstrategien: Um das Risiko von Lieferengpässen zu minimieren, sollten Krankenhausapotheken ihre Lieferantenbasis diversifizieren. Der Aufbau strategischer Partnerschaften mit mehreren Lieferanten und Herstellern kann die Sicherheit der Arzneimittelversorgung erhöhen und Priorität bei der Belieferung in Krisensituationen gewährleisten. Vergleichsprojekte zeigen, dass bei Änderungen im Medikamentensortiment insbesondere die Flexibilität von automatisierten Systemen entscheidend ist. Eine hohe Anpassungsfähigkeit der Logistiksysteme ist notwendig, um auf steigende Anforderungen an die Arzneimittelversorgung reagieren zu können.
Einsatz von Kompaktlagersystemen: Kompaktlagersysteme bieten durch die Minimierung von Bediengängen eine platzsparende Lösung mit hohem Volumennutzungsgrad. Der hohe Volumennutzungsgrad moderner Kompaktlagersysteme ermöglicht eine erhebliche Platzersparnis bei gleichzeitiger Kapazitätssteigerung. Eine intelligente Zonierung nach Artikelklassen optimiert zudem die Zugriffszeiten und steigert die Pick-Dichte pro Flächeneinheit im Vergleich zu konventionellen Lagerlösungen. Diese Systeme erfordern jedoch eine sorgfältige Planung und Nachschubstrategie, um sicherzustellen, dass sie den Zugriff auf häufig und weniger häufig benötigte Arzneimittel nicht beeinträchtigen.
Durch die Kombination dieser Ansätze können Krankenhausapotheken ihre logistischen Abläufe optimieren, den gesetzlichen Anforderungen gerecht werden und die Arzneimittelversorgung insgesamt verbessern.
Fazit und Ausblick
Die Bewältigung der aktuellen Herausforderungen in der Logistik von Krankenhausapotheken erfordert ein Zusammenspiel aus technischen Lösungen und organisatorischen Maßnahmen. Die erfolgreiche Implementierung der vorgestellten Lösungsansätze setzt dabei eine enge Abstimmung zwischen der Apotheke, dem Einkauf, der internen Transportlogistik und den operativen Einheiten (OP-Bereich, Stationen, Funktionsbereiche, Ambulanzen etc.) voraus.
Entscheidend für den Erfolg wird sein, dass Krankenhausapotheken die notwendigen Investitionen in moderne Logistiklösungen nicht als reinen Kostenfaktor, sondern als strategische Zukunftssicherung begreifen. Nur so können sie den steigenden Anforderungen an Qualität, Sicherheit und Effizienz der Arzneimittelversorgung auch künftig gerecht werden.
Durch eine gezielte Optimierung der logistischen Abläufe und den Aufbau flexibler Bevorratungssysteme können sowohl die Versorgungsqualität gesichert als auch die regulatorischen Anforderungen erfüllt werden. Krankenhäuser, die hier proaktiv handeln, werden einen deutlichen Wettbewerbsvorteil erzielen und sich für kommende Herausforderungen besser wappnen können.




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