
Das Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt ist ein Akutkrankenhaus der Schwerpunktversorgung und mit 2 600 Voll- und Teilzeitbeschäftigten (inkl. der Tochtergesellschaften) einer der größten Arbeitgeber in der Region. Im Jahr 2022 ergaben sich 180 000 Behandlungstage. Die durchschnittliche Verweildauer in 669 Planbetten liegt bei 5,8 Tagen.
Die Bettenaufbereitung findet zentral im 2. Untergeschoss statt. Der Bettentransport zwischen den 7 Obergeschossen und der Bettenzentrale erfolgt mit eigens hierfür vorgesehenen Bettenaufzügen, die im Jahr 1981 in Betrieb genommen wurden und einen wesentlichen logistischen Baustein im Leopoldina-Krankenhaus darstellen. In dieser Aufzugsanlage werden in jeweils einem Aufzug ausschließlich reine bzw. unreine Betten zwischen Bettenaufbereitung und Stationen transportiert. Ein Personen-/Patiententransport findet hier nicht statt. Auf den Stationen erfolgt eine Übergabe/Übernahme über jeweils für maximal 3 Betten dimensionierte geschlossene Pufferflächen (Aufzugsvorräume).
Bewegung in eine Richtung
Aufgrund zunehmend auftretender Störungen der in die Jahre gekommenen Anlage wurde eine vollständige technische Erneuerung der Fördertechnik im Jahr 2020 beschlossen und im Frühjahr 2023 durch die Firma Aufzugswerke Schmitt + Sohn fachgerecht umgesetzt. Hierbei wurden auch technische Details verändert, welche nicht altersbedingte Störungen im Betrieb reduzieren. Mit der neuen Technik erfolgt die Bewegung der Betten in die Aufzüge oder aus den Aufzügen heraus über Kettenzüge in eine Richtung. Bei der alten Technik wurden die Betten um 90° umgelenkt, was immer wieder zu Störungen geführt hatte. Die Idee für diese neue Variante ist bereits im Klinikum Nürnberg installiert.
Der Prozess läuft nahezu vollautomatisch ab:
Die neue Bettenfördertechnik dient dazu
- gereinigte Betten in der Bettenaufbereitung im 2. Untergeschoss in den Aufzug zu befördern und auf den Etagen aus dem Aufzug in die Aufzugsvorräume heraus zu fördern (reine Seite)
- benutzte Betten von den Etagen aus den Aufzugsvorräumen in den Aufzug zu fördern und in der Bettenaufbereitung im 2. Untergeschoss aus dem Aufzug heraus zu fördern (unreine Seite) sowie
- reparierte Betten aus der Bettenwerkstatt in die Bettenaufbereitung (unreine Seite) zu verschicken (beschädigte Betten werden dazu vorab manuell vom Krankenhauspersonal über einen weiteren Aufzug in die Bettenwerkstatt gebracht).
Anlagensicherheit von großer Bedeutung
Weiterhin wurde bei der neuen Technik viel Wert auf den sicheren Betrieb der Anlage gelegt. Jede Aufzugstüre wird mit einem berührungslosen Sicherheitsschalter überwacht und auf allen Stockwerken wurden Lichtschranken verbaut. Der Aufzug kann ein Stockwerk nur dann anfahren, wenn das Rolltor sicher geschlossen ist. Sobald dies gewährleistet ist, werden die Stockwerke nach einem frei programmierbaren Plan angefahren. Die Anlage stoppt, sobald sich Personen im Bereich der Fördertechnik befinden. Im Weiteren verfügt jeder Bettenstellplatz über einen Belegt-Sensor, welcher eine intelligente Anlagensteuerung unterstützt.
Neue Betten im gesamten Klinikum
Im Zuge des Umbaus wurden im gesamten Klinikum die alten Krankenhausbetten durch neue, komfortable Pflegebetten des Herstellers Stiegelmeyer, Modell Evario K-Bett EM4, ersetzt. Diese elektrisch verstellbaren Betten haben ein geringeres Gewicht als ihre Vorgänger und sind mit ihren 5 Rädern einfacher zu bewegen. Für die Mitarbeitenden bedeutet das eine deutliche Erleichterung im Arbeitsalltag.
Die Bettenfördertechnik ist explizit nur für diesen einen Bettentyp gebaut worden. Dabei wurde die Idee, eine Bettenfördertechnik für jeden Bettentyp zu konzipieren, verworfen, da dies zu aufwendig gewesen wäre und im Betrieb zu Störungen geführt hätte. Wenn eine Pflegekraft dennoch versuchen würde, ein anderes Bett in den Aufzug der Bettenfördertechnik zu schieben, würde diese eine Störung der Anlage verursachen.

Besonderen Herausforderungen während der Baumaßnahme
Die im laufenden Betrieb durchgeführte Umbaumaßnahme war u. a. geprägt von einem deutlich erhöhten Personalaufwand für den Bettentransport. Während des Umbaus mussten alle Betten manuell auf die jeweiligen Etagen gebracht und nach ihrer Nutzung wieder zurück zur Bettenaufbereitung im 2. Untergeschoss transportiert werden. Da die Betten über die Personenaufzüge transportiert wurden, kam es hier zu langen Wartezeiten vor den Aufzügen.
Die Sanierung der reinen Seite dauerte rund 3 Monate. In dieser Zeit erfolgte die Beförderung der reinen alten Betten über eine 6er-Aufzugsgruppe. Währenddessen wurden ferner die neuen Betten angeliefert, im Haus zwischengelagert und für den Einsatz vorbereitet. Nach Fertigstellung der reinen Seite konnten die neuen Betten über die sanierte reine Seite der neuen Bettenfördertechnik im Haus verteilt werden.
Anschließend erfolgte in etwa 2 Monaten Bauzeit die Sanierung der unreinen Seite. Dies hatte wiederum zur Folge, dass in diesem Zeitraum die unreinen neuen und teilweise noch alten Betten über die 6er-Aufzugsgruppe befördert werden mussten.
Sinnvolle Verwendung der ausrangierten Krankenhausbetten
Last but not least gab es für die ausrangierten Betten eine erwähnungswerte wie mustergültige Lösung. Eine kleine Anzahl aus dem alten Bettenpool wurde an Mitarbeitende des Leopoldina-Krankenhauses zur privaten Nutzung kostenlos abgegeben. Der Großteil jedoch wurde an ukrainische Kliniken gespendet; nicht zuletzt war dies durch den Einsatz engagierter Mitarbeitenden des Leopoldina-Krankenhauses möglich, welche auch maßgeblich den Transport in den Osten Europas mit organisierten.
Fazit
Die Bettenfördertechnik ist im Leopoldina-Krankenhaus nicht mehr wegzudenken. Ohne diese Technik müsste man tagtäglich manuell viele Betten auf den Ebenen schieben und zwischen den Ebenen transportieren. Der Personalaufwand wäre immens und würde sich nicht nur im Transport selbst, sondern auch in den vor den Aufzügen wartenden Transportierenden und andere Mitarbeitende aus allen Bereichen des Krankenhauses ausdrücken.
In Zeiten zunehmenden Fachkräftemangels und hoher Personalkosten ist man froh, dass die Planer des Krankenhauses die Weitsicht hatten, sicherlich höhere Investitionskosten nicht zu scheuen und mit dieser Technik optimale Voraussetzungen für einen effizienten Betrieb der Bettenverteilung zu schaffen. Der nachträgliche Einbau einer solchen Anlage ist nicht unmöglich, jedoch mit vergleichsweise höheren Kosten verbunden und aufgrund baulicher Gegebenheiten oft suboptimal in Bezug auf eine effiziente, logistische Integration in ein Gesamtkonzept.




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