EnergiebeschaffungIsar Klinikum setzt auf nachhaltige Energielösungen

Auch Krankenhäuser sind von Preisschwankungen am Strommarkt betroffen. Doch es gibt Möglichkeiten, die Energiebeschaffung zuverlässig, umweltfreundlich und kosteneffizient zu gestalten. Das Fallbeispiel Isar Klinikum zeigt Möglichkeiten zur Optimierung auf.

Solarenergie und Windräder
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Der Bezug von Ökostrom ist auch für Kliniken möglich.

Der Energieeinkauf erfordert einerseits eine sorgfältige Planung und andererseits auch ein flexibles Management, um die Versorgung einer Klinik mit Energie stets zuverlässig zu gewährleisten und damit gleichzeitig eine sichere Patientenversorgung aufrechtzuerhalten. Neben der Ermittlung von Bedarfen, Kosten, geeigneten Tarifen und Anbietern werden komplexere Beschaffungsstrategien immer wichtiger.

Andere Faktoren, wie der Einfluss der beschafften Energie auf die Scope-2-Emissionen im Rahmen der Ermittlung der Treibhausgasbilanz eines Unternehmens, weitere Nachhaltigkeitsthemen oder finanzielle Auswirkungen der sukzessive steigenden CO2-Zuschläge auf fossile Energieträger, die von den Energieversorgern an Kunden weitergegeben werden, sind mit zu berücksichtigen. Auch Sonderthemen wie die Folgen des Ukrainekrieges auf die Energieversorgung in Deutschland machten trotz der öffentlichen Hilfen den Einkauf von Energie nochmal erheblich herausfordernder.

Fallbeispiel Isar Klinikum München

Das Isar Klinikum bezieht Fernwärme für Heizung und Warmwasser. Es gibt hierfür nur einen Anbieter zur Auswahl, sodass kein Optimierungspotenzial in Form eines Anbieterwechsels besteht. Erfreulicherweise wird beispielsweise durch den kontinuierlichen Ausbau von Geothermie durch die Stadtwerke München die Fernwärme schrittweise immer umweltfreundlicher und gleichzeitig unabhängiger von Preisschwankungen fossiler Brennstoffe. Mögliche Hebel liegen in einer konsequenten Minimierung von Verbräuchen und einer möglichst effektiven Nutzung der bezogenen Fernwärme.

Der Stromeinkauf erfolgte bis Ende 2022 in Form eines mehrjährigen Festpreises. Somit war das Isar Klinikum erst ab Januar 2023 von den erheblichen Preissprüngen am Markt betroffen. Die Marktsituation führte dazu, dass im Herbst 2022 für das Jahr 2023 finanziell keine attraktiven Festpreisangebote mehr zu erhalten waren. Als Folge entschied sich das Isar Klinikum für eine Umstellung auf ein 100-prozentiges Spot-Tarif-Modell im Jahr 2023 und konnte dadurch einen erheblichen Teil der Preissteigerung im Vergleich zu einem Festpreisangebot vermeiden.

Möglichkeiten der Eigenproduktion sehr beschränkt

Der Wunsch nach einer besseren Absicherung gegen zukünftige Preisschwankungen führte dazu, dass als Beschaffungsstrategie zum Jahreswechsel auf 2024 ein Mischmodell aus in der Zwischenzeit wieder deutlich günstigerem Festpreis und Spotmarkt gewählt wurde (Festpreis: 30 Prozent des Strombedarfs, Spot-Tarif: 70 Prozent). Das Isar Klinikum bezieht 100 Prozent Ökostrom.

Aufgrund der Beschaffenheit der Gebäude des Isar Klinikums mit von zahlreichen technischen Anlagen belegten Dächern und einem denkmalgeschützten Zentralgebäude sind die Möglichkeiten der Eigenproduktion sehr beschränkt. Auch Sonderthemen wie die Folgen des Ukrainekrieges auf die Energieversorgung in Deutschland machten trotz der öffentlichen Hilfen den Einkauf von Energie nochmal erheblich herausfordernder.

Neben dem Bezug ist das Isar Klinikum sehr bestrebt, die eigenen Verbräuche aus ökonomischen und ökologischen Gründen zu minimieren. Maßnahmen, wie die Umrüstung auf LED-Beleuchtung, die Ausweitung von Bewegungsmeldern in Lagerräumen, Ersatzbeschaffungen mit möglichst energieeffizienten Geräten – und das teilweise in reduzierter Anzahl – wurden ebenso umgesetzt wie die Ausrüstung aller Duschen mit dem „Ecoturbino-Das Original-System“. Ergänzend erfolgte ein Austausch von rund 300 Perlatoren an den Waschbecken durch sparsamere Modelle. Neben dem reinen Wasserverbrauch werden mit Blick auf Warmwasser auch Energie, CO2-Austoß und Abwasser reduziert.

Ausblick

Aktuell prüft das Isar Klinikum ergänzend den Anschluss an das Fernkältenetz der Stadtwerke München und befindet sich zudem auf dem Weg der Zertifizierung nach ISO 50001. Damit geht auch die Erarbeitung eines Transformationskonzeptes einher.

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