
Nachhaltigkeit ist weit mehr als ein Trendthema oder eine Eintagsfliege, denn die Auswirkungen des unverantwortlichen Umgangs mit Ressourcen spüren wir tagtäglich und deshalb ist Nachhaltigkeit zu Recht auch ein Thema, das auf der politischen Agenda steht. Also auch für Krankenhäuser ein Thema, mit dem man sich unbedingt beschäftigen muss.
Was was bedeutet überhaupt „Nachhaltigkeit“? Brundtland definiert Nachhaltigkeit wie folgt: „Man verbraucht nicht mehr Ressourcen, als zur Verfügung stehen, so dass auch künftige Generationen den gleichen Lebensstandard haben können wie wir heute.“ Grundsätzlich bedeutet Nachhaltigkeit immer, ökonomische, ökologische und soziale Ziele zu verfolgen und in Einklang zu bringen.
Warum ist Nachhaltigkeit in Krankenhäusern ein aktuelles Thema?
Nachhaltigkeit wird spätestens seit 2023 zum Pflichtthema für Kliniken, weil der Gesetzgeber neue Vorgaben schafft. Relevant sind vor allem das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD).
Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)
- Gilt seit diesem Jahr für Unternehmen ab 1000 Mitarbeitenden.
- Unternehmen müssen ihre Lieferketten auf menschenrechtliche und ökologische Risiken überprüfen.
- Ziel ist es, dass deutsche Unternehmen ihre Lieferanten in die Pflicht nehmen, ebenfalls nachhaltig zu handeln, egal wo auf der Welt sie produzieren.
- Im Buch „Supply it“ findet ihr alles, was ihr zum Gesetz wissen müsst!
Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
- Die Richtlinie ist am 5. Januar 2023 in Kraft getreten. Die neuen Vorschriften müssen 18 Monate später von den Mitgliedstaaten umgesetzt werden.
- Die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen ändern sich tiefgreifend.
- Die CSRD soll bestehende Lücken bei den Berichtsvorschriften schließen und die Nachhaltigkeitsberichterstattung insgesamt ausweiten.
- Ziel ist es, die Rechenschaftspflicht europäischer Unternehmen über Nachhaltigkeitsaspekte zu erhöhen und erstmals verbindliche Berichtsstandards auf Ebene der EU einzuführen.
- Wichtig ist: Es müssen nicht nur Kennzahlen aufgelistet, sondern auch konkrete Ziele und Maßnahmen dargestellt und über mehrere Jahre konkret berichtet werden. Es wird ein echtes „Machen“ erwartet.
Wie lässt sich mehr Lieferkettenverantwortung umsetzen?
Die neue Verantwortung im Bereich der Lieferketten muss auch Eingang in die Praxis finden: Verschafft euch also einen Überblick zu euren Lieferanten. Hierzu gibt es gängige Markttools wie EcoVadis. Analysiert die Risikolieferanten in eurer Lieferkette. Das Ziel nur noch mit Lieferanten zusammen zu arbeiten, die allen Nachhaltigkeitsstandards entsprechen, ist aufgrund internationaler Lieferketten natürlich schwierig. Die Analyse ist aber trotzdem ein Anfang. Weiterhin solltet ihr gegenüber euren Lieferanten klare Vorgaben setzen.
Nachhaltigkeit kann schnell in blinden Aktionismus ausarten. Von der Blumenwiese über Elektroautos, neue Gebäude, Ökopapier und vegane Ernährung hat jeder schnell viele Ideen und alles ist irgendwie nachhaltig. Verzettelt euch also nicht und identifiziert die Maßnahmen mit der größten Wirkung. Der größte Einfluss auf die CO2 Emissionen (auch für Krankenhäuser) liegt in der Lieferkette.
Deshalb bietet es sich an herauszufinden, was wirklich eine Wirkung hat. Es macht also Sinn, zuerst über Themen zu sprechen und nicht gleich über Maßnahmen. Außerdem müssen die richtigen Personen gefunden werden, die die Themen umsetzen. Aus unserer Sicht ist es nicht sinnvoll, die Umsetzung der Maßnahmen in eine Nachhaltigkeitsabteilung auszulagern, sondern sie müssen in der täglichen Arbeit verankert werden. Jeder einzelne Mitarbeiter kann dabei unterstützen.
Was ist schnell umsetzbar?
Nachhaltigkeit ist oft auch ein Verkaufsargument und muss dabei nicht immer teurer sein. Nachhaltigkeit ist vor allem auch Verschwendung vermeiden und daher ist das erste Thema: Ressourcen sparen. Es geht also um die Fragen:
- Muss ich das jetzt kaufen?
- Kann ich weniger davon verwenden?
- Wie reduziere ich den Verbrauch?
- Wie vermeide ich Verwurf?
Verwurf ist zum Beispiel bei Lebensmitteln in Krankenhäusern häufig ein riesen Thema. Kurz gesagt: Ressourcen sparen und Verwurf vermeiden! Natürlich wird es Bereiche geben, die mehr kosten. Leider ist das System der Krankenhausfinanzierung nicht unbedingt auf nachhaltiges Handeln ausgerichtet. Mittel für Investitionen fehlen beispielsweise oftmals.
Wie kann man das Thema Nachhaltigkeit nachhaltig in einer Klinik verankern?
- Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Prozess einbeziehen und sie mit ihren Ideen mitgestalten lassen.
- Sich dabei nicht verzetteln und in Aktionismus verfallen.
- Prioritäten setzen und die Maßnahmen mit der größten Wirkung zuerst angehen.
- Mut haben, den Mitarbeitern zu sagen: „Mit diesem oder jenem Thema beschäftigen wir uns im Moment nicht!“, weil wir uns gerade auf Maßnahmen mit größerem Impact konzentrieren.
- Den Weg diszipliniert bis zum Ende gehen, auch wenn dies bedeutet, dass Privilegien und alte Vorgehen überdacht werden müssen.
Alte Gebäude verschwenden viel Energie, aber für einen innovativen Neubau ist kein Geld da oder Lieferanten aus Deutschland sind zwar nachhaltig, aber teuer. Also bleibt man bei Produkten aus Asien, auch wenn dort die Arbeitsbedingungen unbekannt sind und Umweltverschmutzung wahrscheinlicher ist. Auch im Berufsalltag kann man mit kleinen Maßnahmen einen Beitrag leisten: mal vegetarisch/vegan essen, bei Dienstreisen die Bahn statt des Flugzeugs nehmen oder gleich ein Videotelefonat führen.




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