
Die deutsche Medizintechnik-Branche ist geprägt von Innovationsstau, Bürokratie und einer angespannten finanziellen Lage. Nichtsdestotrotz startete die Branche mit positiven Zahlen ins Jahr 2025. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, stieg der Umsatz im ersten Quartal nominal um 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. 2024 erzielten die über 1500 Medizintechnikunternehmen in Deutschland einen Gesamtumsatz von 41,4 Milliarden Euro, was einem nominalen Wachstum von 2,5 Prozent gegenüber 2023 entspricht.
Besonders im Inland gerät der Wachstumsmotor Medizintechnik ins Stocken.
Der Vorsitzende des Medizintechnik-Industrieverbandes Spectaris, Dr. Martin Leonhard, bekennt sich einer zwiegespaltenen Meinung: Er sehe die Folgen eines zunehmenden Investitionsstaus im deutschen Gesundheitswesen und betont, dass hohe Kosten und bürokratischer Aufwand die Ertragslage vieler Unternehmen belasten würden. Besonders im Inland geriete der Wachstumsmotor Medizintechnik ins Stocken.
Die gesamtwirtschaftliche Lage des deutschen Gesundheitswesens macht auch vor der Medizintechnik keinen Halt. Durch stark eingeschränkte Gelder vieler Kliniken und Pflegeeinrichtungen blieben auch Investitionen für moderne Technologien der Medizintechnik aus. Leonhard kritisiert zudem den durch die europäische Medizinprodukteverordnung verursachten Verwaltungsaufwand sowie die geplante Beschränkung von PFAS-basierten Hochleistungswerkstoffen.
Ausland als Hoffnungsschimmer
Internationale Absatzmärkte und das damit verbundene hohe Exportvolumen lassen die Branche weiterhin zuversichtlich bleiben. Trotz des Handelstiefs in China nahmen die Geschäftstätigkeiten in anderen EU-Ländern und den USA zu. Die Exporte in andere EU-Länder stiegen 2024 um 4 Prozent.
Jetzt müssen zügig konkrete politische Maßnahmen folgen.
Leonhard betont die weiterhin bestehenden Wachstumschancen durch den demografischen Wandel, technologischen Fortschritt sowie die Digitalisierung und Automatisierung des Gesundheitswesens. Die deutsche Medizintechnik zählt nach wie vor zu den innovativsten Branchen Europas, mit 1487 Patentanmeldungen beim Europäischen Patentamt im Jahr 2024. Sie wird außerdem als Leitindustrie im neuen Koalitionsvertrag verankert: „Das ist ein wichtiges Signal – jetzt müssen zügig konkrete politische Maßnahmen folgen”, so Leonhard.




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