StudienlageWie das Gesundheitswesen Umwelt und Klima belastet

Das deutsche Gesundheitswesen verursacht rund sechs Prozent der nationalen Treibhausgasemissionen. Neben Energieverbrauch spielt auch die Ernährung in Kliniken eine zentrale Rolle. Erste Initiativen zeigen, wie Krankenhäuser nachhaltiger werden können.

Nachhaltigkeit
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Das Gesundheitssystems ist in vielerlei Hinsicht eine Gefährdung für die Umwelt und das Klima. Der Abschlussbericht des vom Bundesministerium für Gesundheit durchgeführten Projekts „German Health CFP” deckt auf: In Deutschland sind rund sechs Prozent der Treibhausgasemissionen auf das Gesundheitswesen zurückzuführen. Das entspricht einer Summe von 68 Millionen Tonnen CO2 jährlich.

Besonders große Einrichtungen wie Maximalversorger haben einen enorm hohen Energiebedarf. Zur Veranschaulichung: Im Jahr 2019 verbrauchte ein Krankenhausbett mehr als das doppelte an Strom als ein 3-Personen-Haushalt. Jedoch sind die Einrichtungen selbst nicht Grund der Emissionen. 90 Prozent der Emissionen entstehen durch Rahmenbedingungen wie zugekaufte Energie, Transport und Produktion.

Ernährung als Klimafaktor

So spielt beispielsweise auch die Verpflegung in Krankenhäusern und Pflegeheimen eine entscheidende Rolle bei der Belastung der Umwelt. Forschende des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), der Charité – Universitätsmedizin Berlin und der Stanford University haben festgestellt, dass das Essen in Gesundheitseinrichtungen eher schadet, als zur Genesung verhilft und zusätzlich zum Klimawandel beiträgt. Laut Lisa Pörtner, Hauptautorin der Studie, weisen die Mahlzeiten zu wenig gesunde pflanzliche Lebensmittel auf. Statt Gemüse, Obst, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten, stehen Weißmehlprodukte, Zucker und ungesättigte Fette auf dem Speiseplan. Das Ergebnis: Das Nährstoffangebot ist nicht ausreichend. „Kalorien aus vollwertigen, pflanzlichen Lebensmitteln machten in allen Einrichtungen weniger als ein Fünftel der Energiezufuhr aus – deutlich unter den 80 Prozent, die zum Beispiel die Planetary Health Diet empfiehlt“, so Pörtner.

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Nathalie Lambrecht von der Stanford University warnt sogar vor einem Gesundheitsrisiko, denn ungesunde Ernährung sei eine Hauptursache chronischer Erkrankungen. „Dabei sollten gerade Gesundheitseinrichtungen ein Vorbild für gesunde Ernährung sein”, betont Lambrecht. Aber nicht allein die Gesundheit, sondern auch der Umwelt wird Schaden zugefügt. Tierische Produkte, insbesondere rotes Fleisch und Milchprodukte, tragen zudem maßgeblich zu den negativen Auswirkungen auf die Umwelt bei, etwa zu hohen Treibhausgasemissionen, zu einem großen Flächenverbrauch oder zur Wasserverschmutzung, heißt es seitens des Forschungsteams. Die Forschenden fordern verpflichtende Standards für eine gesunde und umweltfreundliche Ernährung in Gesundheitseinrichtungen sowie regelmäßige Untersuchungen der Ernährungsqualität und der ökologischen Auswirkungen als zentrale Hebel, um die Gesundheit zu fördern und gleichzeitig die Umwelt zu schützen.

Darüber hinaus trägt die Verpflegung in ihrer jetzigen Form zur Umweltzerstörung und zum Klimawandel bei – was wiederum die Gesundheit bedroht.

Neben der Ernährung belasten ebenso grundlegende Aspekte, wie die mangelnde Gesundheitskompetenz der Bevölkerung, zu wenig präventive Maßnahmen und unzureichende Investitionsfinanzierungen das System.

Vor den Folgen schützen

Durch extremere Wetterlagen wie Hitze und damit verbundener, hoher UV-Strahlung, müssen auch die Gesundheitseinrichtungen mit mehr Patienten rechnen. Es werden außerdem zunehmend Atemwegserkrankungen durch schlechte Luftqualität gezählt, die Zahl an Allergikern nimmt ebenfalls zu und neue Infektionskrankheiten steigern das Risiko für Pandemien. Ganz zu schweigen von seelischer Belastung.

Erste Ansätze, um die Umwelt und das Gesundheitssystem zu schützen, sind bereits in der Umsetzung. Der KliMeG-Rechner unterstützt beispielsweise deutsche Krankenhäuser dabei, ihre Treibhausgasemissionen zu erfassen und gezielt zu reduzieren. Das kostenlose Tool identifiziert Emissionsquellen und bewertet die Wirksamkeit von Klimaschutzmaßnahmen. Darüber hinaus bietet das gemeinnützige Kompetenzzentrum KliMeG ein Netzwerk für Austausch und Unterstützung.

Ein praktisches Beispiel für ökologische Maßnahmen im Klinikalltag liefert außerdem die Sana-Initiative „Operation Umwelt: Nachhaltige OP“. Sie zeigt, wie der CO₂-Ausstoß im OP-Bereich reduziert werden kann, etwa durch klimafreundlichere Narkosen, Mehrweg- statt Einwegkleidung, Recycling von OP-Abfällen und die Reparatur medizinischer Geräte.

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