Wirtschaftliche RahmenbedingungenAbhängigkeitsspirale in der klinischen Forschung für Medizintechnik

In der Pharmaindustrie haben wir sie bereits – die Abhängigkeit von China und Indien. Um das in der klinischen Forschung für Medizintechnik zu vermeiden möchte Bundeskanzler Olaf Scholz den Forschungsstandort Deutschland wieder attraktiver machen. 

Zusammenschluss
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Als sich Bundeskanzler Olaf Scholz Anfang Februar von Prof. Özlem Türeci und Prof. Ugur Sahin den BioNTech-Produktionsstandort in Marburg zeigen ließ, wurden zwei Dinge schnell klar: Die Forschung der BionTech-Gründer hat die Medizin zwar entscheidend voran gebracht, die Branche jedoch steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Türeci und Sahin wiesen auf die schwierigen Bedingungen für die forschende Pharmaindustrie hin und brachten letztlich auch eine Verlegung des Firmensitzes beziehungsweise der klinischen Forschung außerhalb Deutschlands ins Spiel.

Durch die regulatorischen Umständlichkeit würden etliche namhafte Unternehmen ihre Innovationen längst nicht mehr zuerst auf dem deutschen oder europäischen Markt zulassen, sondern dafür vor allem in die USA und nach Südostasien gehen, bestätigt auch der deutsche Industrieverband Spectaris. Damit es in der Medizintechnik zukünftig nicht wie bei der Pharmaindustrie zu einer Abhängigkeit von China und Indien komme, müsse man nicht nur die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für den Gesundheitswirtschaftsstandort Deutschland verbessern, sondern auch die formalen Auflagen für klinische Forschung entbürokratisieren, so der Verband.

Scholz dankte den Gründern für ihre Arbeit und versprach, die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen in Deutschland schaffen zu wollen: „Das haben wir Ihnen zu verdanken und wir werden alles dafür tun, dass die Rahmenbedingungen, die gesetzlichen Rahmenbedingungen, die wir haben, damit das alles schnell und zügig in Deutschland möglich ist, auch erhalten bleiben und verbessert werden.“ Gebraucht werde in Deutschland eine Forschungslandschaft, die gemeinsam mit den Ländern stabilisiert und weiterentwickelt werden müsse, so der Bundeskanzler.

Drohende Abhängigkeitsspirale

Diskutiert wird die Sachlage auch am Round-Table der industrielle Gesundheitswirtschaft des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Mit am Tisch sitzt hier auch der deutsche Industrieverband Spectaris, der die Aussagen des Kanzlers begrüßt. Klinische Forschung sei nicht nur für den Pharmabereich äußerst relevant, sondern auch für die Medizintechnik, die sich mit denselben Problemen auseinandersetzen muss. „Die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Vorgaben der Ethikkommissionen und weitere unnötig komplizierte formale Auflagen bezüglich der klinischen Forschung, bescheren deutschen Medtech-Unternehmen nicht nur international, sondern sogar innerhalb der EU einen Wettbewerbsnachteil“, erklärt Dr. Martin Leonhard, Vorsitzender der Medizintechnik im Industrieverband Spectaris.

Durch die aktuellen Aussagen des Bundeskanzlers steigen die Erwartungen, dass den Arbeitstreffen des Round Table der Gesundheitswirtschaft schnell konkrete Maßnahmen aus den Gesprächen folgen, „um die Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung der Medtech-, Biotech- und Pharma-Unternehmen zu stärken und die Standortbedingungen in Deutschland grundsätzlich sukzessive zu verbessern“, so Leonhard.

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