GeschäftszahlenMerck balanciert zwischen Geschäftserfolg und US-Zöllen

Der Darmstädter Dax-Konzern Merck profitierte im letzten Geschäftsjahr von guten Verkaufszahlen im Arzneimittelbereich und seinen Bemühungen um Hochleistungschips. Ob das positive Ergbenis beibehalten wird, hängt auch von den Entwicklungen der neuen US-Zölle ab.

Headquarter Merck in New Jersey
Merck Sharp & Dohme Corp.
Headquarter des Pharmakonzerns Merck & Co in Rahway, New Jersey.

Nach einem schwachen Vorjahr ist es beim Pharma- und Technologiekonzern Merck KGaA 2024 im Tagesgeschäft wieder aufwärts gegangen. Dabei verlief das Schlussquartal überdurchschnittlich stark. Konzernchefin Belen Garijo will nun an den Aufschwung anknüpfen.

Aufschwung in mehreren Geschäftsbereichen

„Merck ist mit allen drei Geschäften wieder auf Wachstumskurs", sagte die Managerin Garijo laut Mitteilung vom Donnerstag. „2025 werden wir erneut über das gesamte Unternehmen hinweg profitabel wachsen." Für die Aktionäre soll es für das vergangene Jahr eine stabile Dividende von 2,20 Euro geben. Der Aktienkurs legte kurz nach dem Handelsstart um rund ein halbes Prozent zu. 2025 bleibt Merck mit einem Minus von gut etwa eineinhalb Prozent unter den wenigen Verlierern im Dax, der bislang um fast 17 Prozent gestiegen ist.

Der Darmstädter Technologie- und Pharmakonzern profitiert vor allem vom Boom um Künstliche Intelligenz. Das Engagement von Merck im Halbleitergeschäft machte sich im letzten Geschäftsjahr bezahlt. Der Konzern verzeichnete einen starken Umsatzanstieg bei Materialien, die etwa in Hochleistungschips für KI eingesetzt und stark nachgefragt werden.

Merck ist mit allen drei Geschäften wieder auf Wachstumskurs.

Zudem wuchs das Geschäft mit Arzneien etwa gegen Krebs, sodass das Unternehmen seinen Umsatz um 0,8 Prozent auf 21,16 Milliarden Euro steigerte. Der Dax-Konzern verzeichnete gute Verkäufe seiner Kassenschlager Erbitux und Mavenclad. Auch das Geschäft mit Fruchtbarkeitsmedikamenten wuchs moderat. Zugleich sanken in der Sparte die Forschungskosten, weil Merck nach mehreren gewichtigen Studienflops die Tests einstellte. Auch dadurch verzeichnet der Konzern in diesem Segment bei gestiegenen Erlösen einen höheren operativen Gewinn.

Seit dem zweiten Halbjahr 2024 stehen auch die Zeichen in Mercks Laborsparte wieder auf Aufschwung. Zuvor hatte der Bereich lange unter der mangelnden Investitionsbereitschaft seiner Kunden gelitten – eine Folge der für Merck sehr erfolgreichen Corona-Zeit, in der sich der Konzern vor Aufträgen von Impfstoffforschern und -hersteller kaum retten konnte. Diese hatten ihre übervollen Lager dann noch lange geleert. Im Schlussquartal sorgten in der Sparte vor allem gute Geschäfte mit Lösungen rund um die Arzneimittelherstellung für Schwung. Gleichwohl musste Merck hier auf Jahressicht noch einen Umsatz- und Ergebnisrückgang verkraften.

Zusätzliche Portfolioerweiterung möglich

Um weiter voranzukommen, hatte Merck sein Portfolio auch im vergangenen Jahr durch mehrere Übernahmen gestärkt. Zudem baute der Konzern seine Kapazitäten unter anderem am Hauptsitz Darmstadt und in den USA weiter aus.

Doch damit nicht genug – unterdessen steht das Arzneimittelgeschäft womöglich vor einem größeren Zukauf: Mitte Februar bestätigte Merck Übernahmegespräche mit dem US-amerikanischen Krebsspezialisten Springworks Therapeutics, einer früheren Abspaltung des Pharmamultis Pfizer. Springworks schreibt derzeit noch rote Zahlen, hat aber mit Ogsiveo bereits ein Krebsmedikament am Markt und kürzlich die Zulassung für ein weiteres Mittel erhalten.

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Analysten spekulierten in den vergangenen Wochen über einen Übernahmepreis von vier bis fünf Milliarden Dollar. Käme es tatsächlich so, wäre das der teuerste Übernahmedeal unter der seit knapp vier Jahren amtierenden Konzernchefin Garijo. Ob es tatsächlich zu einem Zukauf kommt, ist laut den früheren Angaben von Merck aber offen und an bisher nicht näher genannte kritische Bedingungen geknüpft. In seiner Mitteilung vom Donnerstag erwähnte der Konzern das Thema gar nicht.

Drohende Kosten durch US-Zölle

2024 hielt der Konzern seine Kosten im Griff. Der um Sondereffekte bereinigte Betriebsgewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen stieg um 3,3 Prozent auf fast 6,1 Milliarden Euro. Wegen höherer Steuern verdienten der Konzern unterm Strich mit knapp 2,79 Milliarden Euro aber rund zwei Prozent weniger als im Vorjahr. 

Im laufenden Jahr steuert Merck den Angaben zufolge einen Umsatz von 21,5 bis 22,9 Milliarden Euro an. Das entspricht einem Plus aus eigener Kraft von drei bis sechs Prozent, dabei sind Wechselkurs- und Übernahmeeffekte ausgeklammert. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (bereinigtes Ebitda) soll organisch um drei bis acht Prozent anziehen und 6,1 bis 6,6 Milliarden Euro erreichen.

Die drohenden US-Zölle könnten Merck vor eine wirtschaftliche Herausforderung stellen. Das Unternehmen bleibt jedoch zuversichtlich. Es spiele alle Szenarien durch und versuche, Lieferketten möglichst regional aufzustellen. Von den neuen US-Zöllen für Einfuhren aus Mexiko und Kanada sei Merck nicht betroffen, mit den Zöllen gegen China könne man umgehen. 

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